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DOI: 10.1055/s-0036-1594177
„Zu Hause wäre ich schon längst tot.“ Qualitative Studie zu migrationsspezifischen Bedürfnissen am Lebensende
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
13. Dezember 2016 (online)
Fragestellung:
2010 wurde vom Hospizdienst DaSein e.V. ein Projekt zu hospizlicher Begleitung von Menschen mit Migrationshintergrund gestartet. In der Folge stieg der Anteil an PatientInnen mit Zuwanderungsgeschichte von 5,9% (2010) auf 20,6% (2015) an. Das aktuelle Projekt soll Informationslücken identifizieren und theoretische Argumente, praktische Konsequenzen und Handlungsschwerpunkte formulieren.
Methodik:
Qualitative, zweiarmige, nicht-randomisierte Interviewstudie. Eingeschlossen werden lebensbedrohlich erkrankte, volljährige PatientInnen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte in palliativer Versorgung. Verstehende Interviews (Dauer ca. 1h) werden mittels thematischer Inhaltsanalyse ausgewertet (MaxQDA12).
Ergebnis:
Von den 17 befragten Personen (Alter: median 68 [47 – 86] Jahre; 13 Frauen; 14 Malignom, 3 COPD; 9 mit Zuwanderungsgeschichte). Ethnische Zugehörigkeit: Deutsch (8), Israeli, Tschechisch, Indonesisch, Meme (Litauische Deutsche), Bosnisch, Türkisch, Ukrainisch, Bulgarisch, Tunesisch (je 1). Es bestand eine erhebliche Unschärfe bei der sprachlichen, ethnischen und religiösen Zuordnung. Von InterviewteilnehmerInnen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte wurden ähnliche palliativ-bezogene Themen geäußert. Spezifisch für Zuwanderer waren folgende Themen:
-
Wahrgenommene Versorgungsdefizite im Herkunftsland („da ist keine Versorgung für Krebskranke. Da würde ich... wer weiß, vielleicht wäre ich schon tot.“)
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Sehnsucht nach der Heimat („... die ganzen Menschen, man ist wirklich nicht alleine. Geht man auf die Straße ist die Nachbarin dort.“)
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Bestattungsort („... ich möchte in ___ begraben werden. Aber es ist teuer natürlich.“)
Schlussfolgerung:
PatientInnen in ambulanter Palliativversorgung mit Zuwanderungsgeschichte äußern spezifische organisatorische, emotionale und spirituelle Wünsche und Vorstellungen zu ihrem Lebensende. Für eine umfassende Symptomkontrolle müssen diese genauer berücksichtigt werden.