Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594182
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Bedenkt: den eigenen Tod stirbt man nur, doch mit dem Tod der anderen muss man leben“ (Mascha Kaléko) – Die steigende Zahl der Palliativpatienten im Krankenhaus stellt neue und immer höhere Anforderungen an die Mitarbeiter und an die Organisation

B Hauer
1   Klinikum Stuttgart, Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, Stuttgart, Deutschland
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Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Hintergrund der Diplomarbeit:

  1. Arbeitsunfähigkeit wegen psychischen Störungen ist im Gesundheitswesen 48% über dem Durchschnitt (DAK Gesundheitsreport 2013: 45f).

  2. Ergebnisse der empirischen Studie (Hauer 2013)

Fragestellung:

Was ist Gefühlsarbeit in Dienstleistungen? Wie wirkt sich Gefühlsarbeit auf die Pflegenden aus? Welche organisationalen Normen liegen vor?

Methodik:

Theoretischer Teil: Literaturrecherche.

Empirischer Teil:

  1. Stellenwert von Gefühlsarbeit im Krankenhaus wird in Publikationen wie Leitbild, Jahresbericht, betrieblichen Gesundheitsmanagement etc. ermittelt.

  2. Auswertung der Ergebnisse der empirischen Studie zur emotionalen Belastung von Pflegekräften.

  3. Erarbeitung von Fortbildungsmodulen zum Thema Gefühlsarbeit und Palliative Care.

Ergebnisse:

Def.: Gefühlsarbeit betrifft die Regulation der eigenen Gefühle, um nach außen eine „berufsbedingte erwünschte Haltung“ zu zeigen. Besonderheit im Krankenhaus bei Palliativpatienten:

  • Gefühlsarbeit bei Palliativpatienten kann durch verdeckte Kommunikation und Hierarchien erschwert sein. Der Arzt bestimmt mit der Aufklärung nicht nur den Bewußtseinskontext des Patienten sondern auch das Verhalten der Pflegefachkraft. (Bsp. für emotionale Dissonanz)

  • Pflege als Tätigkeit mit hoher Anforderung und wenig Kontrolle Autonomie. Damit gehört sie zu den Tätgkeiten mit hohem Stresspotential.

  • Die organisationale Normung der Gefühle (display rules) wurde in allen Publikationen nachgewiesen (menschliche Pflege, Empathie, psychosoziale Begleitung).

  • Kaum Fortbildungen zum Thema Umgang mit den eigenen Gefühlen bei Palliativpatienten.

  • Die empirische Studie weißt hohe emotionale Dissonanz, Erschöpfung und Interaktionsstress bei den Pflegenden nach.

Schlussfolgerung:

Palliative Care in der Regelversorgung bedeutet Lernen aus Palliative Care Einheiten und Einleitung der Maßnahmen zur Organisationsentwicklung, denn niemand möchte „den an der Klinik angestellten Tod sterben“ (Müller, Pfister: 2012: 69).