Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594184
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein Krankenhaus ist ein Sterbeort und doch kein Hospiz – Die Versorgung von Palliativpatienten an einer Klinik der Maximalversorgung aus der Sicht von Pflegenden – Pflegefachkräfte bewerten die Arbeit des Palliativkonsiliardienst

B Hauer
1   Katharinenhospital Stuttgart, Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, Stuttgart, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Hintergrund:

Die Anzahl der Todesfälle wird von aktuell ca. 850 000 auf ca. 1000 000 im Jahr 2030 ansteigen. Bereits jetzt gehören die schwerstkranken und sterbenden Patienten durch die Rationalisierung und Priorisierung in der Pflege zu den DRG-„Versorgungsqualitäts-Verlierern“. (Braun 2010: 16)

Fragestellung:

  1. Wie bewerten Pflegekräfte die Versorgungsqualität von Palliativpatienten auf organisatorischer, pflegefachlicher und psychosozialer Ebene?

  2. Wie schätzen Pflegende ihre eigene Belastung ein?

  3. Wie bewerten Pflegende die Arbeit des Palliativkonsildienstes?

Methodik:

  • empirische Studie

  • deskriptiv – quantitatives Design

  • anonyme, schriftliche Befragung

  • Stichprobe aus Onkologie, Radioonkologie, Chirurgie.

Ergebnis:

Management und Organisation: Palliativpatienten sind für alle befragten Pflegekräfte Alltag. 81% geben an diese Patienten nicht gut versorgen zu können. Unzureichende Räumlichkeiten und häufige Störungen bei Gesprächen stehen beispielhaft für die Mängel. Pflegefachliche Kompetenz: Fast drei Viertel sehen in der Versorgung von schwerstkranken Menschen eine grundlegende Aufgabe der Pflegenden. Sie sehen sich theoretisch gut vorbereitet und doch gelingt es im Team häufig nicht, gemeinsame Pflegeziele zu setzen. Psychosoziale Belastung: Die Pflegenden bauen engere Beziehungen zu diesen Patienten auf, und fühlen sich nach einer Begleitung häufig erschöpft. Die Akzeptanz des Palliativkonsildienstes ist sehr hoch. Über 75% schätzen die Arbeit des Konsildienstes als sehr gut bis gut ein. Für alle Befragten ist der Palliativkonsildienst der Ansprechpartner in Bezug auf die Begleitung Schwerstkranker und ihrer Angehörigen.

Schlussfolgerung:

Unklare Therapieziele und mangelnde Kommunikation sowie die Einschätzung der Versorgungsqualität von Palliativpatienten bergen einen anderen Stressfaktor für die Mitarbeiter wie die Arbeit in einem Hospiz. Der Palliativkonsildienst kann dabei in allen Bereichen einen Anstoß zu notwendigen Organisationsentwicklungen geben.