Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594199
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Palliativversorgung unter gesundheitsökonomischen Gesichtspunkten – Evidenz aus Deutschland

C Plaul
1   Gesundheitsökonomisches Zentrum, TU Dresden, Fakultät Wirtschaftswissenschaften, Dresden, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Fragestellung:

Deutschland baute seit der Jahrtausendwende ein umfassendes System der Palliativversorgung (PV) auf, wobei das Hospiz- und Palliativgesetz (HPG) den vorläufigen Höhepunkte markiert. Ziel dieser Arbeit war es, zu überprüfen, ob die PV-Institutionen in der gesetzlich/medizinisch angedachten Abfolge durchlaufen werden und ob Auswirkungen auf Mortalität und Gesundheitsausgaben bestehen.

Methodik:

Es wurden Paneldaten der AOK PLUS (Sachsen und Thüringen) mit Krebspatienten, die zwischen 2009 und 2012 verstorben waren, verwendet (n = 447.191). Die Palliativpatienten wurden entsprechend ihrer Inanspruchnahme gruppiert. Anschließend wurde für jede dieser Gruppen eine Kontrollgruppe mittels Propensity-Score-Matching gebildet. Es wurden die Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen den PV-Institutionen berechnet, Kaplan-Meier-Überlebenskurven ermittelt und auf Gesundheitsausgaben mittels linearer (OLS) und nicht-linearer Modelle (Tobit) regressiert.

Ergebnis:

In den meisten Fällen wurden PV-Institutionen erst sehr kurz vorm Tod in Anspruch genommen. Die Übergangswahrscheinlichkeiten legen nahe, dass die Reihenfolge der Nutzung den angestrebten Pfaden entsprach. Die Überlebenskurven deuten auf leichte Vorteile der Palliativpatienten hin. Ihre Gesundheitsausgaben waren im Durchschnitt signifikant höher als diejenigen der Kontrollgruppen.

Schlussfolgerung:

Der relativ hohe Anteil von Palliativpatienten an den Verstorbenen deutet darauf hin, dass PV allgemein verfügbar war. Allerdings impliziert die sehr kurze Nutzungsdauer, dass das Wissen um die Angebote der PV noch gering war. In Kombination mit den höheren Durchschnittsausgaben der Palliativpatienten in der Stichprobe, lässt sich folgern, dass die PV eher als Ergänzung denn als Ersatz für eine Standard-Behandlung genutzt wird. Auch wenn die PV eindeutig nicht primär als Instrument zur Ausgabenreduzierung verstanden werden darf, sollten Möglichkeiten hierfür in der künftigen Forschung mehr Beachtung finden.