Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594210
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Belastungen und Unterstützungsbedürfnisse von Angehörigen in der spezialisierten stationären Palliativversorgung – eine Pilotstudie

A Ullrich
1   2. Medizinische Klinik, Bereich Palliativmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
2   Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
L Ascherfeld
1   2. Medizinische Klinik, Bereich Palliativmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
G Marx
3   Klinik für Palliativmedizin, Universitätsmedizin, Göttingen, Deutschland
,
C Bokemeyer
1   2. Medizinische Klinik, Bereich Palliativmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
C Bergelt
2   Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
K Oechsle
1   2. Medizinische Klinik, Bereich Palliativmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Hintergrund:

Angehörige von Patienten in palliativer Erkrankungssituation weisen vielfältige psychische Belastungen und Unterstützungsbedürfnisse auf. Ziel dieser deskriptiven monozentrischen Pilotstudie war eine erste Einschätzung subjektiver Belastung, Ängstlichkeit, Depressivität und (un-)erfüllter Bedürfnisse bei Angehörigen von Krebspatienten in der spezialisierten stationären Palliativversorgung (SSPV) sowie der Studiendurchführbarkeit.

Methoden:

Von 74 Angehörigen, die konsekutiv zur Studienteilnahme eingeladen wurden, willigten 54 ein und 51 (69%) beantworteten zu Beginn der SSPV einen Fragebogen. Eingesetzt wurden Distressthermometer (DT) und Problemliste, Angst- (GAD-7) und Depressionsmodul (PHQ-9; Gesundheitsfragebogen für Patienten) und Family Inventory of Needs (FIN).

Ergebnisse:

Die Teilnehmer waren im Mittel 56 Jahre alt (SD 15,5, Range 20 – 87) sowie zur Hälfte männlich (56%) und Ehe-/Lebenspartner der Patienten (53%). Die Erstdiagnose lag bei 40% der Patienten höchstens ein Jahr zurück. Fast alle Angehörigen (96%) weisen eine auffällige und die Hälfte (51%) eine hochgradige Belastung auf (Cut-off ≥5 bzw. ≥8). Als häufigste Probleme werden Erschöpfung (81%), Traurigkeit (83%), Sorgen (80%), Schlafprobleme (71%) und Ängste (70%) genannt. Die Prävalenz einer mittelgradigen bis schweren Ängstlichkeit bzw. Depressivität ist in der Stichprobe hoch (44 bzw. 49%; Cut-off ≥10). Im Mittel werden 16,5 von 20 erfragten Unterstützungsbedürfnissen als wichtig eingeschätzt (SD 3,2, Range 2 – 20). Acht patienten- und kommunikationsbezogene Bedürfnisse bewerten mehr als 90% der Angehörigen als wichtig. Vier von 20 Bedürfnissen sind bei mehr als der Hälfte der Angehörigen (54 – 68%), die das Bedürfnis äußern, nicht oder nur teilweise erfüllt.

Schlussfolgerung:

Bei Angehörigen von Patienten in der SSPV scheinen hohe, klinisch relevante Belastungen und unerfüllte Bedürfnisse zu bestehen. Die Daten unterstreichen Relevanz und Machbarkeit einer größer angelegten Folgestudie.