Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605682
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirksamkeit von Kurzinterventionen zur Alkoholkonsumreduktion im Krankenhaus: Welche Rolle spielen Alter, Geschlecht und Schulbildung?

S Baumann
1   Institut für Sozialmedizin und Prävention, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald
2   Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Standort Greifswald, Greifswald
,
B Gaertner
3   Robert Koch-Institut Berlin, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin
,
G Bischof
4   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck
,
U John
1   Institut für Sozialmedizin und Prävention, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald
2   Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Standort Greifswald, Greifswald
,
J Freyer-Adam
2   Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Standort Greifswald, Greifswald
5   Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Die Wirksamkeit von Kurzinterventionen zur Reduktion von gesundheitsriskantem Alkoholkonsum in Einrichtungen der medizinischen Versorgung wurde in vielen Studien nachgewiesen. Die Frage, ob sie bei unterschiedlichen Personengruppen gleich gut funktionieren, lässt sich durch die bestehende Evidenz nicht eindeutig beantworten. Ziel dieser Studie war zu überprüfen, ob sich die Wirksamkeit von persönlichen Beratungen und computergenerierten Rückmeldebriefen im Krankenhaus in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht oder Schulbildung der Patienten unterscheidet.

Methoden:

Im Rahmen der randomisierten Kontrollgruppenstudie „Die Bedeutung der Vermittlungsform für Alkoholinterventionen bei Allgemeinkrankenhauspatienten: Persönlich vs. computerisiert“ (PECO) wurden 18- bis 64-jährige Allgemeinkrankenhauspatienten mit riskantem Alkoholkonsum (N = 961, 75% Männer) einer von drei Gruppen zugeordnet: persönliche Beratung (PE), computergenerierte individualisierte Feedbackbriefe (CO) und Kontrollgruppe (KG). Beide Interventionen erfolgten direkt im Krankenhaus sowie 1 und 3 Monate später. Outcome war die Veränderung im durchschnittlichen Alkoholkonsum pro Tag nach 6, 12, 18 und 24 Monaten. In einem latenten Wachstumskurvenmodell wurden Interaktionseffekte zwischen Studiengruppe und Alter, Geschlecht bzw. Schulbildung getestet.

Ergebnisse:

CO-KG-Unterschiede hinsichtlich der Veränderung des Alkoholkonsum nach 6, 12, 18 und 24 Monaten waren signifikant (alle p-Werte < 0,05). PE-KG- und PE-CO-Unterschiede waren nicht signifikant. Die Berücksichtigung von Interaktionseffekten zwischen Studiengruppe und Alter, Geschlecht bzw. Schulbildung verbesserte den Modellfit im Vergleich zu einem Modell ohne Interaktionseffekte nicht signifikant (alle p-Werte > 0,4).

Schlussfolgerungen:

Die Wirksamkeit der Kurzinterventionen zur Reduktion von gesundheitsriskantem Alkoholkonsum im Krankenhaus unterschied sich nicht in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht oder Schulbildung der Patienten.