Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605700
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Beeinflusst die Samplingstrategie die Stichprobenzusammensetzung? Ergebnisse einer NaKo-Vorstudie zum Einbezug türkischer Migranten

T Brand
1   Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Bremen
,
KH Jöckel
2   Universitätsklinikum Essen, Essen
,
T Keil
3   Charité Universitätsmedizin, Berlin
,
M Schlaud
4   Robert Koch-Institut, Berlin
,
O Razum
5   Unversität Bielefeld, Bielefeld
,
H Becher
6   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist in epidemiologischen Studien häufig unterrepräsentiert. In dieser NaKo-Vorstudie wurde die gemeindebasierte Rekrutierung (GB) von Erwachsenen mit türkischem Migrationshintergrund mit einer postalischer Rekrutierung über Einwohnermeldeamtsstichproben (ES) verglichen.

Methodik:

Beide Samplingstrategien wurden in drei Studienzentren angewendet (Berlin, Essen, Heidelberg; GB: n = 641, ES: n = 578). Soziodemografische Charakteristika, migrationsbezogene Merkmale sowie Informationen zum Gesundheitsverhalten und Gesundheitsstatus wurden anhand von Häufigkeiten oder Mittelwerten und deren 95%-Konfidenzintervalle (in Klammern) zwischen den beiden Rekrutierungsstrategien verglichen (wenn möglich, auch mit externen Referenzdaten des Mikrozensus 2009; MZ). Informationen zum Gesundheitsverhalten/-status wurden getrennt nach Geschlecht ausgewertet.

Ergebnisse:

Die Altersverteilung war in beiden Stichproben vergleichbar. In der GB Stichprobe wurden mehr Frauen einbezogen (GB: 69% (66 – 73), ES: 50% (46 – 54), MZ: 48% (47 – 49)). Der Anteil mit einem geringen Bildungsabschluss war in beiden Stichproben kleiner als im MZ (GB: 38% (34 – 42), ES: 38% (34 – 42), MZ: 70% (69 – 72)). Deutschkenntnisse wurden in der GB Stichprobe als geringer eingeschätzt und der Anteil der im Sinne des Akkulturationsstatus Marginalisierten war größer (GB: 22% (19 – 25), ES: 15% (12 – 18)). Der Anteil rauchender Frauen war in beiden Stichproben größer als im MZ (GB: 37% (33 – 42), ES: 38% (32 – 43), MZ: 27% (26 – 28)). Bei den Männern war der Anteil der Raucher in der GB-Stichprobe geringer. Keine Unterschiede zwischen den beiden Stichproben fanden sich bei gesundheitsbezogener Lebensqualität, Blutdruck, Cholesterin- und HbA1c-Werten.

Schlussfolgerung:

Die Stichprobenzusammensetzungen zeigen deutliche Variationen hinsichtlich soziodemografischer und migrationsbezogener Merkmale. Jedoch liefern beide Stichproben vergleichbare Ergebnisse hinsichtlich des Gesundheitsstatus.