Zusammenfassung
Aktuelle Ereignisse zeigen die Hilflosigkeit der Behörden und Schulen im Umgang mit
unerwarteten Gewaltausbrüchen jugendlicher Flüchtlinge. Es stellt sich die Frage,
inwieweit diese Ausbrüche vorhersehbar bzw. vorbeugbar sind. Unter den Flüchtlingen
aus vielen Teilen der Welt sind viele unbegleitete Jugendliche, die Schutz von Gewalt
und Verfolgung suchen. Ein großer Teil hat Traumata erfahren, die die ICD- bzw. DSM-Kriterien
einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) erfüllen. Es sind aber weniger die
unmittelbaren traumatischen Kriegserfahrungen vor der Flucht, sondern die gesellschaftlichen
ggf. auch familiären Exilbelastungen mit psychischen Auffälligkeiten verknüpft. Der
Umgang mit diesen Schwierigkeiten ist unterschiedlich und hängt von den individuellen
Ressourcen ab. Es gibt sehr wenige wissenschaftliche Arbeiten, geschweige denn Handlungsanleitungen
und Konzepte für Lehrkräfte und Therapeuten, die den Faktor „Resilienz und weiteres
Wachstum“ in einen „Behandlungsprozess“ mit einbeziehen. Resilienz ist ein Merkmal
einer Person, welche sie befähigt, unbeschadet aus Belastungen hervorzugehen.
Viele Lehrkräfte und andere Verantwortliche sind oft sehr unsicher wie sie mit Flüchtlingsschülern
und ihrer individuellen Geschichte umgehen sollen. In der Arbeit mit (jugendlichen)
Flüchtlingen ist es wichtig, den Blickwinkel nicht alleine auf die Faktoren „Trauma“
und Probleme zu beschränken, sondern Stärken, Kompetenzen und Ressourcen, d. h. Resilienzfaktoren
zu identifizieren. Flüchtlinge können Erfahrungen, Ressourcen und Stärken mit ins
Land bringen, die genauso erkannt und gestärkt werden und mit neuen Ressourcen verbunden
werden sollten. Auf der anderen Seite kann die Wahrnehmung der eigenen Resilienz jugendlichen
Flüchtlingen helfen, ihre Potenziale aktiv zu nutzen.
Summary
Imminent incidents demonstrate the helplessness of authorities and schools to cope
with unexpected violence outbreaks of adolescent refugees. Questions arise whether
these outbreaks could be predictable and preventable. Among the refugees, coming from
different parts of the world, there are many unaccompanied adolescents, looking for
protection from violence and pursuit. A significant part faced traumatic incidents
and hardship in their lives, fulfilling the ICD 10 or DSM V criteria of PTSD. This
results mainly from war, loss of family as well as conditions during escape and loneliness
in the host country. Coping with these burdens is processed differently and is dependent
on individual resources. There has only been a little amount of research on how individual
resources influence the internal trauma processing. Resilience describes the property
to cope with crises in spite of significant burden by using personal and socially
mediated resources for one’s own development and growth.
Many teachers or other authorities are often unsure how to deal with refugee students
and their specific narrative. In most of the cases special focus is placed on the
salience and weaknesses of refugee students, while hidden resources and skills are
overlooked. Accessing resources and setting a linkage to new resources is an essential
educational challenge. Therefore focusing on resources and activating them can be
an important factor for school integration, supporting teachers to act appropriately.
On the other hand, self-awareness of students of their own resilience may help them
to use these potentials actively.
Schlüsselwörter Herausforderung für Schulen - jugendliche Flüchtlinge - PTBS - Resilienz
Keywords Education challenge for school - adolescents refugees - PTSD - resilience