Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 675
DOI: 10.1055/s-0041-1732029
Mittwoch 22.09.2021
Vorträge

Zugang zu Physio- und Schmerztherapien für Rückenschmerzpatienten. Wie groß ist der soziale Gradient?

F Tesch
1   Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Dresden, Deutschland
,
T Lange
1   Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Dresden, Deutschland
,
P Dröge
2   Wissenschaftliches Institut der AOK, Berlin, Deutschland
,
C Günsterm
2   Wissenschaftliches Institut der AOK, Berlin, Deutschland
,
FU Niethard
3   Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie, Berlin, Deutschland
,
J Schmitt
1   Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Dresden, Deutschland
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Einleitung Menschen mit geringer Schulbildung und Einkommen sind überproportional von Rückenschmerzen betroffen (Shmagel et al. 2016). Wenig ist bisher noch über die sozioökonomischen Unterschiede in der Versorgung dieser Patientengruppe bekannt. Durch Revision des Tätigkeitsschlüssels in den Sozialversicherungen zum 1. Dezember 2011 ist es möglich gesetzlich Krankenversicherte in Deutschland nach Schul- und Ausbildungsgrad sowie einem von 1286 Berufen zuzuordnen, welche sich in Hilfs-, Fachkraft, Spezialisten- und Expertentätigkeiten (Leitungsfunktionen) aufgliedern.

Methoden Im DEWI Projekt wurden ausgehend von bundesweiten AOK-Routinedaten alle Rückenschmerzpatienten (ICD-10 Diagnose M40-M54) für die Jahre 2012 bis 2016 ausgewählt. Die abhängigen Variablen in einem Poisson Modell stellen die Abrechnung von Physiotherapie (Krankengymnastik, Manuelle Therapie, Massagen) mit Indikation Wirbelsäule sowie ärztliche Schmerztherapien (Chirotherapie, Akupunktur) dar.

Ergebnisse In der Altersgruppe 20 bis 64 Jahre gehen etwa 70 % der Versicherten einer Beschäftigung nach. Nach Kontrolle von Alter, Geschlecht, Komorbiditäten, Arbeitsunfähigkeitstagen, aufgesuchten Arztgruppen und Schmerzmedikamenten zeigt sich eine höhere Inanspruchnahme von Physiotherapien (mit Ausnahme von Massagen) als auch Schmerztherapien mit höherem sozioökonomischen Status.

Fazit Zugangshürden für diese Leistungen im Gesundheitssystem sollten identifiziert werden, um zielgerichtete Interventionen zur Senkung der bevölkerungsmedizinisch bedeutsamen Unterschiede entwickeln zu können.



Publication History

Article published online:
02 September 2021

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  • Quellenangaben:

  • 1 Shmagel A, Foley R, Ibrahim H. Epidemiology of chronic low back pain in US adults: National Health and Nutrition Examination Survey 2009–2010. Arthritis Care Res, 68 (2016), pp. 1688-1694