Suchttherapie 2022; 23(S 01): S34
DOI: 10.1055/s-0042-1756036
Abstracts
S25: E-Mental-Health bei Internetnutzungsstörungen

E-Mental-Health bei Patient*innen mit Internetnutzungsstörungen – Ein systematisches Review

B te Wildt
1   Psychosomatische Klinik Kloster Dießen, Dießen am Ammersee
,
K Lindenberg
2   Goethe-Universität Frankfurt, Frankfurt am Main
,
J Dieris-Hirche
3   LWL-Universitätsklinikum für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Ruhr-Universität Bochum, Bochum
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Einleitung E-Mental-Health Anwendungen finden zunehmend auch in der Suchtmedizin Anwendung, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Online-Angebote in der Regel niedrigschwellig und anonym nutzbar sind. Für Menschen mit internetbezogenen Störungen bergen sie zudem den Vorteil, Betroffene dort abholen zu können, wo ihre Sucht ihren Ausgang genommen hat.

Material und Methodik Im Rahmen einer Systematischen Literaturrecherche in Web of Science und Medline wurden insgesamt 866 Artikel gesichtet, von denen unter Verwendung des PRISMA-Schemas am Ende 19 Beiträge in die Untersuchung aufgenommen wurden.

Ergebnisse Zur Effektivität von eHealth Interventionen bei Internetnutzungsstörungen liegen derzeit keine Metaanalysen vor. Lediglich ein systematisches Review von Lam et al. (2016) fasst 3 einzelne Pilotstudien mit sehr geringen Fallzahlen (N = 14 bis N = 65) deskriptiv zusammen. Relativierend ist anzumerken, dass die Studien v.a. an Studierenden durchgeführt wurden und teilweise erhebliche methodische Einschränkungen und Mängel aufweisen, z.B. fehlendes Follow-up und Randomisierung. Zudem wurden sehr unterschiedliche Interventionen untersucht: ein Motivational Interview Online-Intervention (Su et al., 2011), eine Analyse-APP zur Smartphonenutzung (Lee at al., 2014) und ein Virtual Reality-Umgebung für CBT Interventionen (Park et al., 2016). Als Endpunkte wurden die Online-Nutzungszeiten sowie Symptome einer problematischen / pathologischen Internetnutzungsstörung genutzt. Alle drei Pilotstudien zeigten signifikante Ergebnisse im Sinne einer Wirksamkeit der jeweiligen eHealth Intervention.

Zusammenfassung Wenngleich die Evidenz onlinebasierter Interventionen in der Therapie internetbezogene Störungen noch sehr gering ist, erscheinen auch in dieser Indikation E-Mental-Health-Angebote als vielversprechend. Kritisch zu diskutieren ist allerdings, in wie weit auch Gefahren darin liegen könnten, die exzessive Internetnutzung weiter zu kultivieren.



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Article published online:
30 August 2022

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