Sprache · Stimme · Gehör 2017; 41(02): 62-64
DOI: 10.1055/s-0043-106343
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Ausbildung zum Gesangstherapeuten: Muss diese Spezialisierung sein?

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Publication Date:
07 June 2017 (online)

Ein Abschluss als Sänger garantiert heutzutage weder eine erfolgreiche Karriere noch schützt er vor professionellen Stimmproblemen. Karrieredruck und Ehrgeiz treiben die Sänger von heute dazu, zu viel, zu früh und zu schwer zu singen. Zwar ist bekannt, dass Spitzensänger von früher sich darauf verstanden, sich selbst zu kurieren. Man denke an Lilli Lehmann oder Birgit Nilsson. Doch Stimmexperten dieser Liga sind eher die Ausnahmen. Da die Wahrnehmung eigener Stimme wegen Knochenleitung nicht der Wahrnehmung der Zuhörer entspricht und Fehler der eigenen Stimmgebung nicht so deutlich wahrgenommen werden können wie durch Zuhörer, brauchen Sänger zur Wiederherstellung der Stimme eine fachkundige Anleitung durch Experten, d. h. den Gesangsunterricht und – im Falle einer Krankheit, einen Phoniater und Pädaudiologen und einen Logopäden, der sich mit der Gesangsstimme auskennt. Dies trifft besonders auch auf Sänger moderner Musik und Unterhaltungsmusik zu, deren Stimmtechnik stimmphysiologisch als krankheitsfördernd gilt.

Fazit

Stimmkünstler brauchen therapeutische Stimmexperten. Wenn nach einer Stimmerkrankung das Gefühl für die eigene Stimme und die Realisierung des angestrebten Stimmziels nicht mehr stimmt, müssen Sänger therapeutisch unterstützt werden. Die Stimmrehabilitation eines Sängers soll aber den Anforderungen seines Fachs gerecht werden. Die Lücke in der Versorgung von professionellen Stimmen können nur Spezialisten überbrücken, die eine Brücke bauen zwischen einer medizinisch-wissenschaftlichen Betrachtung der Stimmphysiologie und Stimmpathologie und den künstlerischen Anforderungen an die Stimme.