Drug Res (Stuttg) 2017; 67(S 01): S7-S8
DOI: 10.1055/s-0043-116528
Symposium der Paul-Martini-Stiftung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prosoziale Circuits im Gehirn als therapeutische Targets – Oxytocin als Substanz der Zukunft?

Sabine C. Herpertz
Lehrstuhl für Psychiatrie und ärztliche Direktion an der Klinik für Allgemeine Psychiatrie, Universitätsklinikum Heidelberg
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Publication Date:
25 October 2017 (online)

Oxytocin ist ein körpereigenes Nona-Peptidhormon, das speziesübergreifend regulierende Einflüsse auf zahlreiche Körperfunktionen und soziale Verhaltensweisen entfaltet. Oxytocin (OT) wird in magnozellulären Neuronen der paraventrikulären und supraoptischen Nuklei des Hypothalamus synthetisiert, axonal zur posterioren Hypophyse transportiert und von dort aus in den Blutkreislauf freigesetzt. OT-Rezeptoren finden sich im Tiermodell in zwei für das Sozialverhalten wichtigen Netzwerken: 1. Mediale Amygdala, bed nucleus of the stria terminalis (BNST), Hypothalamus etc. und damit in einem Netzwerk, das u. a. Elternschaft, sexuelles und aggressives Verhalten reguliert und 2. basolaterale Amygdala, Insula, BNST, ventrales Striatum, präfrontaler Cortex etc. und damit in einem Netzwerk, das in die Regulation der Salienz von eingehenden Stimuli involviert ist. Entsprechend der heute vielfach vertretenen Salienz-Hypothese befrachtet OT eintreffende sensorische Reize entsprechend ihrer Relevanz für das Individuum mit attentionalen Ressourcen. OT entfaltet nicht nur eine Wirkung in der Verarbeitung sozialer Reize, sondern auch solchen, die direkt verhaltensrelevant in Bezug auf Annäherung und Vermeidung (z. B. Schmerzreize) sind.