Drug Res (Stuttg) 2017; 67(S 01): S13
DOI: 10.1055/s-0043-118157
Symposium der Paul-Martini-Stiftung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Risikomechanismen psychiatrischer Störungen

Andreas Meyer-Lindenberg
Vorstandsvorsitzender, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
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Publication Date:
25 October 2017 (online)

Psychische Störungen sind häufig und schwerwiegend. Entsprechend medizinisch relevant sind Ansätze, die solche Störungen nicht nur behandeln, sondern möglicherweise auch vermeiden helfen können. Bezogen auf die neurowissenschaftliche Forschung begründet das ein Interesse an Untersuchungen der Art und Weise, wie validierte Risiko- und Resilienzfaktoren auf das Gehirn einwirken, also die Untersuchung von Risikomechanismen. Dieser Ansatz soll sowohl bezogen auf genetische Variation als auch im Kontext von Umweltrisikofaktoren vorgestellt werden. Es ergibt sich, dass häufige (z. B. CACNA1C, OXTR) und seltene (15q11.2) genetische Varianten ebenso wie Umweltrisikofaktoren (Urbanizität, Migration) auf ein konvergentes Hirnsystem einwirken. In dessen Zentrum stehen das perigenuale anteriore Zingulum in Verbindung mit limbischen Strukturen, die es reguliert (Amygdala, ventrales Striatum), und präfrontale Regionen, die wiederum das Zingulum regulieren. Aus diesem Befund lassen sich therapeutische und in der Zukunft primärpräventive Ansätze ableiten.

 
  • Literatur

  • 1 Lederbogen F, Kirsch P, Haddad L. et al. City living and urban upbringing affect neural social stress processing in humans. Nature 2011; 474: 498-501
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