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DOI: 10.1055/s-0043-1768824
Toxisches Schocksyndrom durch S. pyogenes bei einliegendem Levonorgestrel-IUP und Rheumatoider Arthritis – ein seltener Fall im gynäkologischen Dienst
Authors
Einleitung Das durch Streptokokken verursachte toxische Schocksyndrom (STSS) ist definiert durch die Isolation von Gruppe-A-Streptokokken aus einem sterilen Medium (z.B. Blut) sowie das Vorliegen einer Hypotension (systolischer Blutdruck <90 mmHg) plus der Dysfunktion von mindestens zwei weiteren Organsystemen (Niere, Leber, Gerinnung, Lunge, Haut). Die Mortalität liegt bei 30-80% [1].
Das Auftreten eines STSS bedingt durch ein einliegendes IUP ist eine sehr seltene, aber schwerwiegende Komplikation [2] [3].
Material und Methodik Case Report und Literaturrecherche für das Auftreten eines STSS nach IUP-Einlage im Hinblick auf das adäquate klinische Management.
Ergebnisse Zuweisung einer 36-jährigen Patientin, 2G, Z.n. Spontanpartus vor 7 Monaten mit plötzlich einsetzenden Unterbauchschmerzen, Fieber und stark reduziertem Allgemeinzustand. Zwei Monate zuvor war ein Levonorgestrel-IUP (Mirena) eingelegt worden. Nebenbefundlich litt die Patientin an einer rheumatoiden Arthritis; die letzte Methotrextat-Injektion war am Tag vor Beginn der Beschwerden erfolgt. Laborchemisch bestand der Verdacht auf einen fulminanten Infekt. Im CT-Abdomen zeigte sich durch die deutliche intrauterine Flüssigkeitsansammlung das IUP als Fokus. Es erfolgte die intraoperative Entfernung des IUP. Postoperativ musste die Patientin bei einem SOFA-Score von 3, insbesondere mit Dysfunktion von Niere und Gerinnung, auf die Intensivstation verlegt werden. Die zunächst kalkulierte Antibiose mit Clindamycin, Piperacillin/Tazobactam und Vancomycin wurde nach Isolation von S. pyogenes aus der Blutkultur auf Unacid und Clindamyin umgestellt. Im Verlauf erholte sich die Patientin rasch und konnte nach zweitägigem Intensivaufenthalt bereits auf die Normalstation verlegt werden. Kritisch anzumerken sind der fehlende Nachweis von S. pyogenes im vaginalen Abstrich sowie das fehlende Antibiogramm des IUP.
Zusammenfassung In der Literatur sind nur vereinzelt Fälle von STSS bei einliegendem IUP beschrieben (5 veröffentlichte Fälle in den letzten 20 Jahren), ein letaler Ausgang ist dann allerdings häufig [3] [4]. Elementar sind daher eine schnelle Diagnose und Therapiestart, um die hohe Mortalität zu reduzieren [3] [5].
Die Therapie sollte bei hinreichendem Verdacht auf ein toxisches Schocksyndrom (TSS) aus der Entfernung des Infektfokus (IUP) sowie einer kalkulierten Antibiose bestehen, welche dann nach Isolation von Gruppe-A-Streptokokken auf Clindamycin in ggf. Kombination mit einem Beta-Lactam angepasst wird [1]. Bei schweren Verläufen kann die Gabe von intravenösen Immunglobulinen (IVIG) die Mortalität auf 15% reduzieren [6]. Die Therapie der Organdysfunktion sollte in intensivmedizinischer Mitbehandlung erfolgen [4].
Im vorliegenden Fall ist die recht späte Manifestation eher untypisch, aber möglicherweise durch die akute Immunsuppression aufgrund von Methotrexat erklärbar.
Publication History
Article published online:
06 June 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Centres for Disease Control and Prevention. (2022). Streptococcal Toxic Shock Syndrome; Case Definition https://www.cdc.gov/groupastrep/diseases-hcp/Streptococcal-Toxic-Shock-Syndrome.html. Aufgerufen: 25.02.2023
- 2 Balayla J, Gil Y, Mattina J. et al. Streptococcal Toxic Shock Syndrome After Insertion of a Levonorgestrel Intrauterine Device. J Obstet Gynaecol Can 2019; 41: 1772-1774
- 3 Cho EE, Fernando D.. Fatal streptococcal toxic shock syndrome from an intrauterine device. J Emerg Med 2013; 44: 777-780
- 4 Schmitz M, Roux X, Huttner B, Pugin J.. Streptococcal toxic shock syndrome in the intensive care unit. Ann Intensive Care 2018; 8: 88
- 5 Venkataramanasetty R, Aburawi A, Phillip H.. Streptococcal toxic shock syndrome following insertion of an intrauterine device-a case report. Eur J Contracept Reprod Health Care 2009; 14: 379-382
- 6 Parks T, Wilson C, Curtis N. et al. Polyspecific Intravenous Immunoglobulin in Clindamycin-treated Patients With Streptococcal Toxic Shock Syndrome: A Systematic Review and Meta-analysis. Clin Infect Dis 2018; 67: 1434-1436