Open Access
CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(03): 260-273
DOI: 10.1055/s-0044-101609
GebFra Science
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktive Immunisierung mit Partnerlymphozyten bei Kinderwunschpatientinnen – der aktuelle Stand

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Veronika Günther
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, UKSH Campus Kiel, Kiel, Germany
,
Ibrahim Alkatout
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, UKSH Campus Kiel, Kiel, Germany
,
Wiebe Junkers
2   Universitäres Kinderwunschzentrum, MVZ, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Germany
,
Nicolai Maass
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, UKSH Campus Kiel, Kiel, Germany
,
Malte Ziemann
3   Institut für Transfusionsmedizin, UKSH Campus Kiel, Kiel, Germany
4   Institut für Transfusionsmedizin, UKSH Campus Lübeck, Lübeck, Germany
,
Siegfried Görg
3   Institut für Transfusionsmedizin, UKSH Campus Kiel, Kiel, Germany
4   Institut für Transfusionsmedizin, UKSH Campus Lübeck, Lübeck, Germany
,
Sören von Otte
2   Universitäres Kinderwunschzentrum, MVZ, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Germany
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Publikationsverlauf

received 16. November 2017
revised 30. Dezember 2017

accepted 24. Januar 2018

Publikationsdatum:
21. März 2018 (online)

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Zusammenfassung

Etwa 1 – 3% aller Kinderwunschpaare sind von einem habituellen Abortgeschehen betroffen. Dies ist laut WHO definiert als das Auftreten von 3 oder mehr aufeinanderfolgenden Aborten bis zur 20. SSW. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, bleiben in einer Vielzahl der Fälle sogar unklar, sodass unter anderem immunologische Faktoren diskutiert werden können. Der Embryo stellt für das Immunsystem der Mutter ein semiallogenes Transplantat dar, da die Hälfte der Gene des Embryos paternaler Herkunft sind. Anstelle einer üblichen Immunantwort induziert der Embryo einen sekundären Schutzmechanismus, welcher zur erfolgreichen Implantation beiträgt. Bei der Immunisierung mit Partnerlymphozyten werden der Patientin aufbereitete Lymphozyten ihres Partners in die volare Seite des Unterarms intrakutan injiziert, um so eine Immunmodulation mit konsekutiv erhöhter Schwangerschafts- und Lebendgeburtenrate zu induzieren. Voraussetzung für dieses Verfahren ist, dass zuvor alle anderen infrage kommenden Sterilitätsursachen ausgeschlossen wurden. Aufgrund der äußerst heterogenen Datenlage kann ein signifikanter Nutzen durch die Immunisierung immer noch nicht eindeutig belegt werden. Es gibt jedoch Hinweise, dass die Therapie bei Verwendung möglichst frisch entnommener Lymphozyten wirksam sein könnte. Die Behandlung stellt insgesamt ein sicheres und risikoarmes Verfahren dar. Nach ausführlicher Aufklärung des Paares über die Erfolgsaussichten und genauer Überprüfung von Indikation und Kontraindikationen kann individuell mit dem Paar eine Immunisierung mit Partnerlymphozyten diskutiert werden – vorausgesetzt, zuvor wurden alle anderen infrage kommenden Sterilitätsursachen ausgeschlossen.