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DOI: 10.1055/s-0045-1809735
Erfolgreiche interdisziplinäre Therapie eines gigantischen Phylloidtumors
Authors
Hintergrund Der Phylloidtumor, eine seltene fibroepitheliale Neoplasie, tritt meist zwischen 40. und 50. Lebensjahr auf, stellt ca 1% aller Tumoren der Brust und zeichnet sich durch eine hohe Rezidivrate aus. Er wird in drei Dignitätsgrade eingeteilt: benigne, borderline und maligne. Die Einteilung erfolgt abhängig vom Ausmaß der stromalen Hyperplasie, dem Grad der Zellatypien, Tumornekrosen und der Anzahl der Mitosen. Auch wenn die Tumore meist größere Ausmaße annehmen, kann die Resektion in der Regel brusterhaltend erfolgen.
Material und Methode Wir berichten über eine 49-jährige Patientin, die notfallmäßig aufgrund eines gigantischen exulzerierten Mammatumors rechts mit Infiltration des M. pectoralis major, Pneumomediastinum, ausgeprägter Anämie und beginnender Sepsis vorstellig wurde. Die Patientin berichtete über ein progredientes Tumorwachstum über 4 Jahre. Die Patientin hatte aus Angst auf Selbstheilungskräfte gehofft und eine ärztliche Konsultation unterlassen.
Ergebnis Nach Rekompensation und radiologischem Ausschluss von Lymphknoten- oder Fernmetasen, erfolgte gemäß Tumorboardbeschluss die chirurgische Sanierung mit Thorakoplastik. Nach radikaler Mastektomie mit Axilladissektion unter Mitnahme des M. pectoralis major und Anteilen des M. serratus anterior konnte der Defekt mit einem Schwenklappen nach Limberg vollständig gedeckt werden.
Histopathologisch wurde ein 30,0 x 25,8 x 24,0 cm messender benigner Phylloidtumor mit fokalen Borderlinekriterien nachgewiesen. Die Resektion erfolgte im Gesunden.
Der weitere stationäre Aufenthalt gestaltete sich komplikationslos, sodass die antibiotische Therapie beendet und die Patientin in die Häuslichkeit entlassen werden konnte. Es schließt sich die strukturierte Nachsorge an.
Schlussfolgerung Wir beschreiben hier den größten Phylloidtumor in der westlichen Literatur und den zweitgrößten weltweit. Der mit 36 x 28 cm größte beschriebene Phylloidtumor fand sich 2008 in China. Durch das progrediente Wachstum über 4 Jahre kam es zur schweren Ulzeration mit konsekutiver Sepsis. Derartige Verläufe sind einzigartig, da die Tumore in der Regel vor der Ruptur reseziert werden. Trotz der gigantischen Größe und der Infiltration lokaler Strukturen kam es zu keiner Metastasierung. Dies ermöglichte die Operation mit erfolgreicher radikaler Resektion. Aufgrund der hohen Rezidivrate (29% beim borderline Typ) kommt der strukturierten Nachsorge essentielle Bedeutung zu. Eine adjuvante Radiatio-, Chemo- oder Immuntherapie bringt keine Vorteile für die Patienten.
Publication History
Article published online:
25 August 2025
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