Zentralbl Chir 2025; 150(S 01): S86-S87
DOI: 10.1055/s-0045-1809754
Abstracts
Onkologische Thoraxchirurgie

„Der Tumor hat die Tumorklassifikation leider nicht gelesen.“(zitiert nach Univ.-Prof. Dr Helmut Popper im Konsiliarbericht H 48014/2023)Ein Bericht über eine wohl einzigartige benigne Tumorentität der Lunge

V Krüger
1   Klinikum Ibbenbüren, Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Ibbenbüren, Deutschland
,
C Köhler
1   Klinikum Ibbenbüren, Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Ibbenbüren, Deutschland
,
O Abdalla
1   Klinikum Ibbenbüren, Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Ibbenbüren, Deutschland
,
V Vieth
2   Klinikum Ibbenbüren, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, Ibbenbüren, Deutschland
,
H Popper
3   Diagnostik und Forschungsinstitut für Pathologie, Pathologie, Graz, Österreich
,
S Fischer
1   Klinikum Ibbenbüren, Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Ibbenbüren, Deutschland
› Institutsangaben
 

Hintergrund In der funktionellen Chirurgie kann die Sicherung von Herdbefunden Anwendung finden.

Material und Methode Analyse eines Patientenfalles

Ergebnis Eine 74-jähringe Patientin stellte sich in gutem Allgemein- und Ernährungszustand in der thoraxchirurgischen Sprechstunde mit therapierefraktärer gastroösophagealer Refluxerkrankung vor. Im Rahmen eines Nierensteinleidens wurden im Unterlappen links unklare Raumforderungen gesehen, sodass eine CT-Thorax Untersuchung angeschlossen wurde. Neben einer Hiatushernie mit partiellem Thoraxmagen konnten 3 intrapulmonale Herdbildungen im linken Unterlappen gesehen werden, welche als „vereinbar mit Metastasen“ eingestuft wurden.

Während des thorakalen Eingriffs links mit Hiatusrepair mit Netz sowie Belsey-Anti-Reflux Plastik konnten die suspekten Befunde durch Laserresektion in sano gesichert werden.

Die Patientin war postoperativ symptomfrei und der Kostaufbau gelang problemlos, sodass sie am 7. postoperativen Tag entlassen werden konnte.

Histologisch konnte nach Referenzpathologischer Begutachtung durch Univ.- Prof. Dr. Popper (Konsultationszentrum für Lungen- und Pleurapathologie, Medizinische Universität Graz) das Vorliegen von Zystadenomyomen der Lunge bestätigt werden.

Eine Parallelität zu einem Fallbericht einer benignen Lungenmetastase eines Adenomyoms des Uterus konnte durch eine gynäkologische Untersuchung ausgeschlossen werden.

Somit existierte eine derartige benigne Lungentumorentität in der Literatur bisher nicht.

18 Monate später konnte ein CT-morphologisch neu aufgetretener, 2cm messender und somit suspekter Rundherd des linken Oberlappens ein einem erneuten Eingriff histologisch gesichert werden. Abermals wurde das Vorliegen eines Zystadenoms befundet. Somit konnte eine Wachstumstendenz dokumentiert werden.

Auch zwei Jahre nach der ersten Operation ist die Patientin symptomfrei

Schlussfolgerung

  1. Das Zystadenom der Lunge ist eine sehr seltene Entität. Die klinische Bedeutung muss weiter erforscht werden.

  2. Ein transthorakaler Hiatusrepair mit Netz und Anti-Reflux-Plastik nach Belsey kann eine effektive Alternative zu transabdominellen Eingriffen bei gastroösophagealer Refluxerkrankung mit partiellem oder komplettem Thoraxmagen sein.

  3. Zur Einschätzung von Lungenveränderungen sollte die Lung RADS Klassifikation breite Anwendung finden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
25. August 2025

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