Zentralbl Chir 2025; 150(S 01): S91
DOI: 10.1055/s-0045-1809767
Abstracts
Perioperative Therapie

Hält ERAS, was es verspricht? – Analyse der ERAS-Implementierung in der Thoraxchirurgie

Authors

  • J Neudecker

  • T Dziodzio

  • M N Andreas

  • A Lask

  • J Strauchmann

  • A Elsner

  • J-C Rückert

 

Hintergrund ERAS (Enhanced Recovery After Surgery)-Programme zielen auf die bestmögliche perioperative Behandlung von Patienten ab. Bezogen auf die Thoraxchirurgie fehlt es neben dezidierten ERAS-Protokollen auch an Daten für die Adhärenz der Patienten. Nach Implementierung des ERAS-Programms werden die Ergebnisse und Adhärenzdaten von Patienten nach elektiven Lungenresektionen anhand der Datenbank des ERAS Interactive Audit Systems (EIAS) analysiert.

Material und Methode In dem Exzellenzzentrum für Thoraxchirurgie der Chirurgischen Klinik der Charité – Universitätsmedizin Berlin wurde das ERAS-Programm für die Thoraxchirurgie gemäß der ERAS Guidelines 2021 implementiert und zertifiziert. Durch ein ERAS-Kernteam bestehend aus Thoraxchirurgen, Anästhesisten, Physiotherapeuten, Pflegekräften und ERAS-Nurses wurden seit der Implementierung 321 Patienten, die sich einer elektiven Lungenresektion unterziehen mussten, gemäß ERAS-Protokoll behandelt und über das ERAS Interactive Audit Systems (EIAS) prospektiv evaluiert. Insgesamt dienten 70 Patienten vor ERAS-Implementierung als Referenzkohorte.

Ergebnis Die perioperative Gesamtadhärenz der Patienten am ERAS Protokoll stieg nach Implementierung von anfänglich 51% um 53,9% auf über 78,3% an. In allen vier ERAS-Phasen konnte die Adhärenz deutlich gesteigert werden. Die Gesamtkomplikationsrate konnte um 29,7% gesenkt werden, der Anteil der Patienten, die postoperativ auf der Intensivstation behandelt wurden, sank von 11,4% vor Implementierung auf 3,7% nach Implementierung des ERAS Programms.

Schlussfolgerung Die Implementierung eines ERAS-Programms ist arbeitsintensiv und bedeutet ein Change-Management für die gesamte Klinik. Mit Hilfe eines interdisziplinären ERAS-Kernteams und einer prospektiven Datenbank ist es möglich ein ERAS Programm im thoraxchirurgisch klinischen Alltag zu implementieren und die Adhärenz kontinuierlich hoch zu halten. Die Gesamtkomplikationsrate konnte hierdurch bei Patienten mit elektiven Lungenresektionen um 30% gesenkt werden.



Publication History

Article published online:
25 August 2025

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