Zentralbl Chir 2025; 150(S 01): S101
DOI: 10.1055/s-0045-1809796
Abstracts
Komplikationsmanagement

Therapie des primären Spontanpneumothorax durch thorakoskopische Apexresektion mit additiver Talkumpleurodese – Retrospektive Analyse und klinische Erfahrungen in einem Haus der Maximalversorgung

Authors

  • E Loch

  • A Spranger

  • M Kern

  • M Diener

  • D Kraus

 

Hintergrund Der primäre Spontanpneumothorax (PSP) ist eine häufiges Krankeitsbild im thoraxchirurgischen Alltag. Wird die Indikation zur operativen Therapie gestellt, so empfiehlt die Leitlinie zur Reduktion des Rezidivrisikos die thorakoskopische Apexresektion zusammen mit einer partiellen Pleurektomie oder einer Talkumpoudrage. Das Ziel dieser retrospektiven Studie war die Analyse der klinischen Ergebnisse sowie der Sicherheitsaspekte der additiven Pleurodese mit Talkum im Langzeit-Follow-up.

Material und Methode Retrospektive Analyse von Patienten mit PSP, die zwischen 01/2014 und 12/2023 in unserem Zentrum mittels thorakoskopischer Apexresektion und apikaler Talkumpleurodese behandelt wurden. Hierbei erfolgte die Applikation von ca. 2,5 g Talkum (europäisches Präparat) in das obere Drittel der Thoraxhöhle. Der primäre Endpunkt war die Evaluation der Langzeitauswirkungen der chemischen Pleurodese anhand eines hierfür entworfenen Fragebogens. Sekundäre Endpunkte umfassten den klinischen Verlauf, die Inzidenz prozedurassoziierter Komplikationen sowie die Rezidivrate.

Ergebnis Insgesamt wurden 72 Patienten (15 Frauen, 57 Männer, Geschlechterverteilung von 1:4) mittels o. g. Methode operiert. Davon konnten 32 Patienten (44,6 %) nach Einwilligung befragt werden. 27 Teilnehmer stuften postoperative Schmerzen mit einer mittleren Schmerzintensität von 6 auf NRS ein (n=20 am Drainagenexit, n=2 im Rücken und n=5 im gesamten ipsilateralen Brustkorb). Länger anhaltende Auswirkungen (definiert als > 4 Wochen) wurden von 18 Befragten bejaht. Neben unspezifischen Missempfindungen entlang der Schnittführung waren bis zu einem Jahr reduzierte Belastbarkeit/rasche Erschöpfung und psychische Belastung zu erfassen. Schwere postoperative Komplikationen traten in 2,85 % der Fälle auf (1= Perikarditis, 1= Pleuraempyem ATS II). Andere schwerwiegende Ereignisse, wie ARDS oder SIRS, wurden nicht beobachtet. Rezidive traten in 2,7 % der Fälle auf (n=2 erneute chirurgische Intervention mit Talkumapplikation, n=1 stationäre Überwachtung, n=1 erneute Thoraxdrainage). Das Follow-up blieb bis heute ohne Malignomnachweis.

Schlussfolgerung Unsere Ergebnisse bestätigen die hohe Wirksamkeit und Sicherheit der thorakoskopischen additiven Pleurodese mit Talkumpoudrage zusammen mit einer Apexresektion in der Behandlung des PSP. V. a. die effektive Langzeit-Rezidivprophylaxe bei gleichzeitig niedriger Komplikationsrate ist hervorzuheben. Zukünftig sind prospektive, randomisierte Multicenter-Studien sinnvoll, um diese Ergebnisse weiter zu validieren



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
25. August 2025

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