Zentralbl Chir 2025; 150(S 01): S104
DOI: 10.1055/s-0045-1809804
Abstracts
Septische Thoraxchirurgie

Pulmonale Echinokokkose: vom notfallmäßigen bis zum elektiven chirurgischen Vorgehen

Authors

  • A Wöhler

 

Hintergrund Die Echinokokkose stellt eine seltene parasitäre Erkrankung in Deutschland dar. Die humanpathogene Echinokokkose ist eine Zoonose und wird hauptsächlich durch die Larven der Bandwürmergattung Echinococcus granulosus und multilocularis verursacht. Dabei präsentiert der E. granulosus eine zystische Form und kann eine pulmonale Beteiligung in ca 20% der Fälle haben. Die meisten Patienten weisen einen Migrationshintergrund auf, vor allem aus den Regionen, in denen die Schafhaltung eine zentrale Rolle spielt.

Material und Methode Im Folgenden werden 2 Fälle einer isolierten akuten rupturierten und einer chronischen pulmonalen zystischen Echinokokkose präsentiert und das therapeutische Vorgehen step-by-step erläutert.

Ergebnis Die 27-jährige Patientin wurde notfallmäßig mit einem broncho-pulmonalen Infekt und respiratorischer Insuffizienz und Anaphylaxie Grad III vorstellig. Nach der durchgeführten CT-Diagnostik zeigte sich eine 12 x 8.3 cm septierte Raumforderung mit dringlichem V.a. eine rupturierte Echinokokkenzyste. Es erfolgte eine notfallmäßige uniportale VATS mit Ausräumung der rupturierten Zystenanteile, Lavage und Lobektomie bei Destruktion des Unterlappens mit broncho-pulmonaler Fistel.

Im 2. Fall handelt es sich um eine 27-jährige Patientin mit seit 2 Jahren bestehendem pectoralem Druck, Belastungsdyspnoe, mehreren Krankenhausaufenthalten sowie bildmorphologisch 5 cm solider Raumforderung im linken Unterlappen. Bei positivem serologischem Nachweis erfolgte die präopertive Gabe von Albendazol. Anschließend wurde die Zyste als atypische Bisegmentektomie in toto parenchymsparend mittels antero-lateraler Thorakotomie reseziert. Den Übertritt von infektiösem Zysteninhalt nach endobronchial konnte durch einen konstanten PEEP der nicht belüfteten Lunge während der Resektion vermieden werden. In beiden Fällen wurde der hepatische Befall ausgeschlossen.

Schlussfolgerung Die pulmonale Echinokokkose ist in Deutschland nach wie vor eine Rarität und kann diagnostische Schwierigkeiten bereiten. Als diagnostisches Tool spielt die Bildgebung mittels Sonographie, CT mit KM oder mittels MRT eine zentrale Rolle, dabei kann die CT ihre Limitation haben. Der serologische Nachweis von Antigenen oder Antikörpern spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Die chirurgische Sanierung bleibt die Therapie der Wahl vor allen bei symptomatischen Patienten. Eine Vorstellung zur weiteren Therapie und Nachsorge ist in einem Zentrum dringlich empfohlen.



Publication History

Article published online:
25 August 2025

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