Zentralbl Chir 2025; 150(S 01): S106-S107
DOI: 10.1055/s-0045-1809811
Abstracts
Septische Thoraxchirurgie

Komplexe Behandlung eines durch P. aeruginosa 3MRGN verursachten Lungenabszesses mit Übergang zu 4MRGN unter Antibiotikatherapie

Authors

  • M D Russo

    1   Helios Klinikum Hildesheim, Thoraxchirurgie, Hildesheim, Deutschland
  • O Kraja

    1   Helios Klinikum Hildesheim, Thoraxchirurgie, Hildesheim, Deutschland
  • J Wohlfahrt

    2   Helios Klinikum Hildesheim, Pneumologie, Hildesheim, Deutschland
  • A Aleksanyan

    1   Helios Klinikum Hildesheim, Thoraxchirurgie, Hildesheim, Deutschland
 

Hintergrund Die Standardtherapie bei Lungenabszessen besteht aus einer gezielten und konsequenten Behandlung mit Antibiotika. Bei Therapieversagen ist eine chirurgische Sanierung oder Drainage erforderlich. In den letzten Jahren war eine zunehmende klinische Relevanz von Antibiotikaresistenzen bei gramnegativen Stäbchenbakterien (3- und 4MRGN) zu beobachten. Infektionen mit diesen Erregern gehen mit einem höheren Schwierigkeitsgrad in der klinischen Behandlung einher. Hier wird der Fall eines 60-jährigen Patienten mit initialem Lungenabszess und sekundärem Pleuraempyem vorgestellt.

Material und Methode Der Patient wurde wegen eines Lungenabszesses im Bereich des linken Lungenunterlappens aufgenommen, wobei eine kalkulierte Antibiotikatherapie mit Piperacillin/Tazobactam eingestellt wurde. Im Bronchialsekret wurde ein intermediär resistenter P. aeruginosa nachgewiesen, der eine Umstellung auf Meropenem erfordete. Die aufgrund der trotz Antibiotikatherapie gestiegenen Infektionsparametern wiederholte mikrobiologische Untersuchung ergab einen multiresistenten Pseudomonas 3MRGN mit erhöhter Resistenz gegenüber Meropenem, sodass die Therapie durch Ciprofloxacin ergänzt wurde. Bei persistierendem Befund und vorliegenden Bronchiektasien im linken Unterlappen wurde die Indikation zur chirurgischen Sanierung gestellt.

Ergebnis Es erfolgte eine anatomische Segment 6-Resektion mit atypischen Resektionen der Segmente 2, 9 und 10. Während des stationären Aufenthaltes wurde der Patient weiterhin mit hochdosiertem Meropenem und Ciprofloxacin behandelt. Zwei Wochen nach Entlassung zeigte die radiologische Kontrolle ein lokalisiertes Pleuraempyem an der Resektionsstelle. Die mikrobiologische Untersuchung des mittels neu angelegter Thoraxdrainage entleerten eitrigen Ergusses wies erneut auf Pseudomonas 3MRGN nach, woraufhin eine Cefepim-Therapie eingeleitet wurde. Bei anhaltender eitriger Sekretion zeigte ein erneuter Abstrich Resistenzbildung gegen Cefepim und Meropenem (Pseudomonas 4MRGN), weshalb eine Therapie mit Ceftazidim/Avibactam eingeleitet wurde. Aufgrund des persistierenden Keimes und der noch protrahierten eitriger Sekretion wurde interdisziplinär eine Therapie mit dem Reserveantibiotikum beschlossen, was zur Eradikation des Erregers führte.

Schlussfolgerung MRGN-Stäbchenbakterien können in der Thoraxchirurgie schwer behandelbare Infektionen verursachen, bei denen ein multidisziplinäres Vorgehen und eine konsequente mikrobiologische Diagnostik zur Optimierung der Therapie beitragen.



Publication History

Article published online:
25 August 2025

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