Zentralbl Chir 2025; 150(S 01): S115-S116
DOI: 10.1055/s-0045-1809834
Abstracts
Interdisziplinäre Versorgung

Thoracic-Inlet Syndrom nach operativ versorgter Klavikulafraktur.- Case-Report -

E Rahimov
1   Klinikum Ibbenbüren, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Ibbenbüren, Deutschland
,
C Köhler
2   Klinikum Ibbenbüren, Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Ibbenbüren, Deutschland
,
V Vieth
3   Klinikum Ibbenbüren, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, Ibbenbüren, Deutschland
,
S Fischer
2   Klinikum Ibbenbüren, Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Ibbenbüren, Deutschland
,
M C Müller
1   Klinikum Ibbenbüren, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Ibbenbüren, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Vorstellung einer 25-jährigen Patientin aufgrund einer rechtsseitigen, grob dislozierten Klavikulaschaftfraktur im mittleren Drittel nach Reitunfall. Zum Aufnahmezeitpunkt zeigte sich eine intakte periphere Durchblutung, Motorik und Sensibilität der rechten oberen Extremität. Weitere Traumafolgen fanden sich nicht. Bei drohender Hautperforation erfolgte am Aufnahmetag die offene Frakturreposition und interne Osteosynthese mittels winkelstabiler Platte. Nach initial unauffälligem Verlauf wurde die Patientin am 4. postoperativen Tag entlassen

Material und Methode Am 9. postoperativen Tag stellte sich die Patientin eigeninitiativ mit intermittierenden pseudoradikulären ulnar betonten Kribbelparästhesien des rechten Armes einhergehend mit einer Schwellung und zyanotischer Hautverfärbung des Unterarmes vor. Pathologisch zeigte sich der Abduktions-Elevations-Rotations Provokationstest (AER-Test nach Roos). CT-angiografisch zeigte sich eine nahezu vollständige Verlegung des Lumens der V. sublavia am Durchtritt zwischen Clavicula und 1. Rippe (siehe Abb. 1) im Sinne eines Thoracic-Inlet Syndroms.

Ergebnis Interdisziplinär erfolgte eine Hämatomausräumung, der Austausch der beiden medialen Schrauben gegen 2mm kürzere Schrauben und die subtotale Resektion der 1. Rippe bis zum kartilaginären Ansatz am Sternum. Intraoperativ zeigte sich im resezierten Rippenanteil eine bildmorphologisch nicht verifizierbare undislozierte Fraktur der 1. Rippe im Bereich der kostoklavikulären Engstelle mit begleitendem Hämatom. Die Frakturfragmente der Klavikula waren knochennah mit der PDS Kordelcerclage ohne Komprimittierung der subklaviulären Gefäße adaptiert. Die Pleurahöhle wurde eröffnet und apikal bei deutlichen posttraumatischen Verwachsungen der Lungenspitze eine Pleurolyse durchgeführt. Nach Dekompression der V. subclavia zeigte sich diese klinisch unverletzt und zudem unmittelbar eine vollständige Reduktion des venösen Blutstaus des Armes.

Der weitere Behandlungsverlauf gestaltete sich komplikationslos, so dass die Patientin am 5. postoperativen Tag mit reizlosen Wunden, intakter peripherer Durchblutung (ohne Armschwellung und vermehrter Venenzeichnung), Motorik und Sensibilität entlassen werden konnte

Schlussfolgerung Der Fall dokumentiert die interdisziplinäre Therapie eines Thoracic-Inlet Syndroms nach winkelstabiler Plattenosteosynthese einer Klavikulaschaftfraktur.

Verletzungen des subklavikulären Gefäß-Nervenbündels können thoraxchirurgisch durch Resektion der 1. Rippe umfassend detektiert und therapiert werden.

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Abb. 1


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Article published online:
25 August 2025

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