Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2025; 19(03): 178
DOI: 10.1055/s-0045-1810473
Abstracts
Wirksamkeit stärken: Neue Interventionen bei Essstörungen

Veränderung von Verhaltensroutinen bei Anorexia nervosa – eine randomisiert-kontrollierte Studie

Authors

  • T Brockmeyer

    1   Universität Münster, Klinische Psychologie und Translationale Psychotherapie, Münster, Deutschland
    2   Universität Göttingen, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Göttingen, Deutschland
  • E Zielke-Rössel

    2   Universität Göttingen, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Göttingen, Deutschland
  • D Glasofer

    3   Columbia University Medical Center, Department of Psychiatry, Ney York, Deutschland
  • Y Hagmayer

    4   Universität Göttingen, Institut für Psychologie, Arbeitsgruppe Diagnostik, Göttingen, Deutschland
  • W Wünsch-Leiteritz

    5   Klinik Lüneburger Heide, Bad Bevensen, Deutschland
  • J Steinglass

    3   Columbia University Medical Center, Department of Psychiatry, Ney York, Deutschland
 

Einleitung: Neueren neurobiologischen Störungsmodellen zufolge lassen sich viele problematische ernährungs- und bewegungsbezogene Verhaltensweisen von Patient*innen mit Anorexia nervosa (AN) als automatisierte Gewohnheiten (Habits) verstehen, die durch Hinweisreize ausgelöst werden, weitgehend automatisiert und von Belohnung entkoppelt auftreten und zur Aufrechterhaltung der Erkrankung beitragen. Befunde aus Bildgebungsstudien wurden in eine Intervention übersetzt, die spezifisch ernährungsbezogene Verhaltensroutinen bei AN und damit verbundene Emotionsregulationsprobleme adressiert: Regulating Emotions and Changing Habits (ReaCH). In einer randomisiert-kontrollierten Pilotstudie zeigte sich diese Intervention gegenüber supportiver Psychotherapie überlegen hinsichtlich der Reduktion von Verhaltensroutinen und Essstörungssymptomen. Aufbauend auf diesen Vorbefunden verfolgte die aktuelle Studie das Ziel, zu klären, ob diese Intervention die adressierten Mechanismen beeinflussen und klinischen Nutzen haben kann.

Methoden: In einer randomisiert-kontrollierten Überlegenheitsstudie erhielten n=110 Patient*innen mit AN zusätzlich zur stationären Behandlung 12 Sitzungen REaCH oder supportive Psychotherapie. Der primäre Endpunkt war die Gewichtszunahme bis 6 Monate nach der Behandlung. Sekundäre Endpunkte umfassten Essstörungssymptomatik, Verhaltensroutinen und Emotionsregulation.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Beide Gruppen zeigten signifikante Verbesserungen in Körpergewicht, Essstörungssymptomatik, Emotionsregulation und Verhaltensroutinen. Die erwartete Überlegenheit von REaCH gegenüber der Kontrollgruppe konnte jedoch nicht bestätigt werden. Es ließen sich keine Subgruppen von Patient*innen identifizieren, die stärker von REaCH profitierten. Eine Anpassung und Anwendung der Intervention im ambulanten Setting erscheint sinnvoll.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
15. September 2025

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