Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2025; 19(03): 202
DOI: 10.1055/s-0045-1810554
Abstracts
Stellenwert der Chirurgischen Übergewichtstherapie in der interdisziplinären Behandlung

Bariatrische Chirurgie im Wandel – Aktuelle Entwicklungen, Evidenzlage und Versorgungsperspektiven in Deutschland

R Archid
1   Diakonie Hospital Stuttgart, Adipositas Zentrum, Stuttgart, Deutschland
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Einleitung: Die bariatrische Chirurgie ist die derzeit effektivste Therapie zur nachhaltigen Gewichtsreduktion bei schwerer Adipositas. Neue Primärindikationen (BMI≥ 50 bzw.≥ 40 mit Typ-2-Diabetes), der zunehmende Einsatz robotisch-assistierter Systeme sowie die Einführung medikamentöser Therapien (z. B. GLP-1-Analoga) erweitern das therapeutische Spektrum. Gleichzeitig bestehen weiterhin deutliche Versorgungslücken – insbesondere in der flächendeckenden, leitliniengerechten Umsetzung und interdisziplinären Langzeitbetreuung.

Methoden: Zur Bewertung aktueller Entwicklungen wurde eine Auswertung von StuDoQ|MBE-Daten durchgeführt, vor und nach Einführung der erweiterten Indikationskriterien. Darüber hinaus erfolgte eine vergleichende Analyse internationaler Leitlinien (u. a. IFSO, ASMBS, NICE), um Unterschiede in Indikationsstellung, Nachsorgekonzepten und Versorgungsmodellen herauszuarbeiten.

Ergebnisse: Die Daten zeigen eine Zunahme operierter Patient*innen mit höherem Risikoprofil nach Einführung der Primärindikation. Robotisch-assistierte Verfahren kommen zunehmend bei komplexen oder Revisionsoperationen zum Einsatz. Im internationalen Vergleich fällt auf, dass in Deutschland trotz klar definierter S3-Leitlinien weiterhin Defizite in der konsequenten Umsetzung leitlinienbasierter Standards bestehen. Insbesondere strukturierte Nachsorgekonzepte und multiprofessionelle Betreuung sind nicht überall etabliert. Auch die Integration neuer Pharmakotherapien in ein multimodales Behandlungskonzept erfolgt bislang uneinheitlich.

Schlussfolgerung: Die Adipositaschirurgie steht vor einem strukturellen Wandel. Neben technischen Innovationen sind vor allem verbindliche Versorgungsstrukturen, sektorenübergreifende Zusammenarbeit und eine bessere Integration neuer Therapien erforderlich, um Patient*innen langfristig wirksam und leitliniengerecht zu behandeln.



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Article published online:
15 September 2025

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