Z Gastroenterol 2025; 63(08): e643-e644
DOI: 10.1055/s-0045-1811145
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Neues in der gastroenterologischen Aus-, Weiter- und Fortbildung Donnerstag, 18. September 2025, 17:25 – 18:23, Seminarraum 6 + 7

Wahltrack Viszeralmedizin: Wie gelingt frühe Nachwuchsförderung für die Viszeralonkologie?

N Krapp
1   III. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
,
F Sommer
2   Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
,
A Probst
1   III. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
,
A Specht
2   Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
,
A Mampel
2   Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
,
D Roser
1   III. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
,
S Nagl
1   III. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
,
S Nau
1   III. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
,
M Scheppach
1   III. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
,
M Anthuber
2   Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
,
H Messmann
1   III. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung: Die Nachwuchsgewinnung für die Viszeralonkologie erfordert frühzeitige Förderung im Medizinstudium. Studien zeigen, dass Wahlangebote die Karriereentscheidung von Studierenden beeinflussen und die professionelle Identitätsbildung fördern können (Hayashi et al. 2020; Pinho-Gomes et al. 2017).

Ziele: Der Wahltrack „Viszeralmedizin“ zielt darauf ab, Studierende ab dem 5. Semester strukturiert für eine klinisch-wissenschaftliche Karriere in der Viszeralonkologie zu motivieren. Neben Fachkompetenz stehen Eigenverantwortung, Kommunikation und Technologie im Fokus.

Methodik: Die Konzeption erfolgt partizipativ mit Studierenden und in enger Kooperation von Gastroenterologie und Viszeralchirurgie. In sechs Semestern (je 30 UE) bearbeiten die Studierenden viszeralmedizinische Schwerpunkte (z. B. Barrett, HCC, Pankreas-CA). Das didaktische Design umfasst Blended Learning, longitudinale Patientenbegleitung, klinische Hospitation, Peer-Teaching, Mini-Forschungsprojekte und interprofessionelle Lerngelegenheiten mit Endoskopiepflege oder Ernährungsmedizin. Durch zunehmende Eigenverantwortung unter Supervision wird der Übertritt in die ärztliche Community of Practice ermöglicht (Cruess et al. 2018). Die Gestaltung folgt der Self-Determination Theory (SDT) mit Förderung von Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit (Cate et al. 2011). Ein Mentoringprogramm begleitet fachlich und karrierebezogen. Formatives Assessment (Peer-, Patienten- und Mentorenfeedback) ist durchgängig etabliert. In den ersten beiden Semestern erfolgt zusätzlich eine summative Klausur. Ein elektronisches Portfolio wird fakultativ eingeführt und ab dem 7. Semester für einen Lernbericht genutzt, der vom Clinical Progress Committee der Klinikdirektionen bewertet wird.

Ergebnis: Seit 2024 werden jährlich zehn motivierte Studierende aufgenommen. Erste Rückmeldungen zeigen hohe Zufriedenheit, Zugehörigkeit und Identifikation mit dem Fach. Die wissenschaftliche Begleitung orientiert sich an der SDT und soll mittels Absolventenbefragungen prüfen, inwiefern eine langfristige Bindung an das Fachgebiet gelingt ([Table 1]).

Table 1

Semester

Umfang [UE] 1 UE=45 min

Themenschwerpunkt

Beispielerkrankungen

Lernaktivitäten

Assessment

5

30

Ösophagus

Adeno- & Plattenepithel-CA
Reflux, Barrett, EOE

Longitudinale Patientenbegleitung, Blended Learning, Simulation/ Trainingszentrum, UaP
Ernährungsmedizin

Formativ: Strukturiertes Peer-, Lehrenden & Patientenfeedback, zB nach Ambulanz-Simulation, im UaP oder bei Interventionen
Selbsteinschätzung/ Reflexion, Portfolio
Summativ: Klausur am Ende von Semester 6

6

30

Magen & Dünndarm

Adeno-CA, Lymphom, GIST, NET
Ulkus, H.P.

Longitudinale Patientenbegleitung, Blended Learning, Gastroskopie-Simulator, Simulation/ Trainingszentrum, UaP, Endo- & OP-Hospitation

7

30

Leber

HCC, Transplantation
Zirrhose, ALF, ACLF

Longitudinale Patientenbegleitung,
Blended Learning, Sono, OP & ICU & Angiographie Hospitation, Fallskripte, UaP

Formativ: Strukturiertes Peer-, Lehrenden & Patientenfeedback, Selbsteinschätzung/ Reflexion, Portfolio
Summativ: Lernbericht, Bewertung durch Clinical Progress Committee
Semester 10: Präsentation auf studentisch./ wissenschaftl. Kongress

8

30

Biliopankreatisches System

CCC, Pankreas-CA
Pankreatitis, CCL, CDL, Cholangitis

Longitudinale Patientenbegleitung, Blended Learning, Sono, OP & Endo-Hospitation,

9

30

Kolon

Adeno-CA, Polyposis-Syndrome, CED, Metastasenchirurgie

Zunehmend eigenverantwortliche Arbeit unter Supervision, Longitudinale Patientenbegleitung, Peer-Teaching, Mini-Forschungsprojekt, authentische klinische Mitarbeit (Ambulanz, Station, Praxis)

10

30

Anorektum

Adeno- & Plattenepithel-CA,
NET,seltene Tumoren
Proktologie

Gesamt

180

Schlussfolgerung: Der Wahltrack bietet ein übertragbares Modell praxisnaher Nachwuchsförderung in der Viszeralonkologie. Interdisziplinäre und interprofessionelle Lerngelegenheiten, partizipative Entwicklung und langfristige Begleitung schaffen ein förderliches Umfeld für frühzeitige, nachhaltige Rollenentwicklung.

Informationen zum Einsatz von KI: KI wurde zur Rechtschreibprüfung des Abstracts verwendet.



Publication History

Article published online:
04 September 2025

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