Z Gastroenterol 2025; 63(08): e647-e648
DOI: 10.1055/s-0045-1811155
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Fallorientierte Perspektiven in der Gastroenterologie Donnerstag, 18. September 2025, 12:25 – 13:00, Vortragsraum 10

Eine IgG4-positive Raumforderung in der Leber

Authors

  • L Hiebel

    1   Universitätsmedizin Göttingen, Gastroenterologie, Gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie, Göttingen, Deutschland
  • A Seif Amir Hosseini

    2   Universitätsmedizin Göttingen, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Göttingen, Deutschland
  • U Groß

    3   Universitätsmedizin Göttingen, Medizinische Mikrobiologie, Göttingen, Deutschland
  • P Ströbel

    4   Universitätsmedizin Göttingen, Pathologie, Göttingen, Deutschland
  • A Neeße

    1   Universitätsmedizin Göttingen, Gastroenterologie, Gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie, Göttingen, Deutschland
 

Bei einem 50-jährigen gesunden und symptomfreien Patienten wurden im Blutbild des Hausarztes erhöhte Leberwerte festgestellt. Die MRT der Leber zeigte eine 5x6 cm große Raumfordernug im Leberhilus mit Beteiligung der rechten und linken Gallengänge sowie eine fortgeschrittene Atrophie des linken Leberlappens mit Verschluss des linken Pfortaderastes, was primär mit einem Klatskin-Tumor im Bismuth-Stadium IV vereinbar erschien ([Abb. 1A]).

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Abb. 1  MRT mit kontrastverstärkter T1-VIBE-Wichtung und Fettsättigung. Raumforderung im linken Leberlappen (weiße Pfeile) ohne kapsuläres Übergreifen. Die Struktur weist eine hypovaskularisierte fibröse Komponente und eine Komponente mit Mikrozysten auf.

Allerdings ergab eine ultraschallgesteuerte Leberbiopsie zunächst Hinweise auf eine ausgeprägte, IgG4-positive chronisch-plasmazelluläre und akute Cholangitis mit subepithelialer Fibrose, vereinbar mit einer IgG4-assoziierten Cholangiopathie ([Abb. 2A, B]). Die erweiterte Labordiagnostik zeigte deutlich erhöhte IgG- (20,5 g/l;) und IgG4-Werte (2,64 g/l) bei normalen CA 19-9-, CEA-, IgA- und IgM-Werten, sodass eine immunsuppressive Therapie geplant wurde.

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Abb. 2  A: H&E-Färbung zeigt ein entzündliches, plasmazellreiches Infiltrat. B: Die IgG4-Immunhistochemie zeigt eine starke Positivität.

Vor Beginn der Prednisolon-Therapie traf jedoch die zunächst bestimmte Echinokokken-Serologie ein und zeigte Hinweise auf eine Infektion mit E. multilocularis. Nach erneuter histologischer Untersuchung wurden neben dem IgG4-positiven Plasmazellinfiltrat auch echinokokkale Membranen (Kutikel) nachgewiesen ([Abb. 3]). Eine Behandlung mit Albendazol wurde eingeleitet, jedoch entschied sich der Patient aufgrund der schlechten Verträglichkeit von Albendazol für eine chirurgische Therapie.

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Abb. 3  H&E-Färbung zeigt echinokokkale Membranen (Kutikel, rote Pfeile).

Die abschließenden Befunde ergaben eine alveoläre Echinokokkose (E. multilocularis) im Stadium P4NxMx (WHO „bestätigt“) mit Befall des Leberhilus und bilateraler intrahepatischer Cholestase, die ein klatskin-ähnliches Wachstum zeigte.

Bemerkenswerterweise können parasitäre Infektionen eine Aktivierung von IgG4-positiven Plasmazellen im betroffenen Gewebe und im Blut verursachen, was von einer primären IgG4-assoziierten Autoimmunerkrankung, die primär mit Prednisolon behandelt wird, differenziert werden muss. Die IgG4-Serumwerte unseres Patienten 12 Monate nach der Operation zeigten nahezu normale Werte (1,0 g/l IgG4).



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025

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