Sprache · Stimme · Gehör 2000; 24(3): 113-118
DOI: 10.1055/s-2000-11080
Auditive Verarbeitung und Wahrnehmung
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur Problematik auditiver Verarbeitungsstörungen

Erhebungen und Bewertungen aus interdisziplinärer SichtAssessment of Central Auditory Processing Disorders - Investigations According to an Interdisciplinary ViewCh. Neuschaefer-Rube1 , G. Matern1 , R. Meixner2 , S. Klajman1 , H. Neumann3
  • 1 Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie am Universitätsklinikum der RWTH Aachen (Komm. Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. S. Klajman)
  • 2 Pädagogische Leiterin des Audiologischen Zentrums Aachen
  • 3 Leiter a.D. der David-Hirsch-Schule für Hörgeschädigte Aachen
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Zusammenfassung

Gegenstand der vorgestellten Studie war es, Zusammenhänge zwischen den Aussagewerten unterschiedlicher, interdisziplinär erhobener Befunde im Rahmen der Diagnostik bei auditiven Verarbeitungsstörungen zu analysieren. Es wurden 49 Kinder im Alter von 5 - 14 Jahren unter der Verdachtsdiagnose einer auditiven Verarbeitungsstörung untersucht, wobei 16 Kinder geringe periphere Hörbeeinträchtigungen aufwiesen. Die zentrale Hördiagnostik umfasste ausgewählte Testbatterien zur „Subjektiven Audiometrie”, zur „Elektrophysiologischen Hördiagnostik” und zur „Sprach- und gedächtnisbezogenen Diagnostik”. Die Auswertung der durchgeführten Einzeltestungen innerhalb der genannten Testbatterien erbrachte keine statistisch nachweisbaren Unterschiede zwischen den Kindern mit normalem und gering beeinträchtigtem peripheren Gehör. Die Auswertung der Untersuchungsergebnisse des Gesamtkollektivs haben ergeben, dass 32 von 49 Kindern pathologische Befunde in allen Testbatterien aufwiesen und somit das Vollbild einer auditiven Verarbeitungsstörung zeigten, während bei 15 Kindern pathologische Befunde in jeweils 2 unterschiedlichen Testbatterien nachweisbar waren. Bei 2 Kindern fanden sich pathologische Befunde nur in der dritten Testbatterie. Die Auswertungen ergaben weiterhin, dass die subjektiv audiometrischen und die elektrophysiologischen Ergebnisse übereinstimmende Verteilungsmuster hinsichtlich der Häufigkeiten pathologischer Befunde aufwiesen, wobei sich 0 - 60 % Anteile pathologischer Befunde ergaben. Demgegenüber erbrachte die sprach- und gedächtnisbezogene Diagnostik eine Häufung pathologischer Befunde von 60 - 100 %. Resultierend aus diesen Ergebnissen wäre eine evtl. Modifikation dieser Testbatterie zur Optimierung der Gesamtdiagnostik zu diskutieren.

It was the object of this study to analyze the background of the predictive values of different, interdisciplinary determined results in context of the diagnostics of central auditory processing disorders. In respect of a central auditory processing disorder, 49 children in the age of 5 up to 14 years were examined. 33 of these children showed no, 16 of them showed some peripheral hearing disturbations. The central auditory diagnostic inventory consisted of selected test batteries of „subjective audiometry”, „electrophysiological hearing diagnostics” and „speech- and memory related diagnostics”. The analysis of the subtests which were carried out within the mentioned test batteries showed no statistically significant differences between the children with normal and those with somewhat disturbed peripheral hearing function. During the analysis of all examined children it was obvious that 32 out of 49 children showed pathological findings in all of the three different test batteries as a result of the existing central auditory processing disorder. 15 children developed pathological results in 2 of the 3 different test batteries, while 2 children showed pathological results exclusively in the third test battery. During the additional statistical analysis of the overall collective it was obvious that the results of the subjective audiometry and the results of the electrophysiological examinations developed similar distribution pattern in respect of the number of pathological findings as far as both results showed portions of 0 up to 60 % pathological findings. In contrast, the speech and memory related diagnostics revealed an increasing proportion of 60 up to 100 % pathological findings. As a consequence of these results, a modification of this latter test battery may be discussed to optimize the significance of the total interdisciplinary inventory to diagnose central auditory processing disorders.

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Dr. med. PD Ch. Neuschaefer-Rube

Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie

des Universitätsklinikums der RWTH Aachen

Pauwelsstr. 30

52074 Aachen



Email: cneuschaefer@post.klinikum.rwth-aachen.de

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