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DOI: 10.1055/s-2000-8053
»Psychisches Trauma« - ein unmögliches Konzept[1]
Publication History
Publication Date:
31 December 2000 (online)
Die wissenschaftliche Erforschung psychischer Traumata weist inzwischen eine über hundertjährige Geschichte auf. Der Begriff wurde durch ergänzende Konzeptionen jedoch immer unübersichtlicher und unspezifischer verwendet. Der amerikanische Psychoanalytiker Joseph Sandler [19] zitiert als Fazit einer von ihm durchgeführten Studie zur Klärung und Anwendung des Traumabegriffs Karl Kraus:
»Je näher man einen Begriff betrachtet, desto ferner blickt er zurück.«
In meinen folgenden Überlegungen werde ich in einem ersten Teil illustrieren, wie das Konzept »psychisches Trauma« in der psychoanalytischen Literatur verwendet wird. In einem zweiten Teil möchte ich einen Klärungsvorschlag vorstellen, wie die unterschiedlichen Aspekte des Begriffs differenziert und zueinander in Beziehung gesetzt werden können.
1 Vortrag gehalten am 2. Dezember 1999 in der Schweizerischen Gesellschaft für Daseinsanalyse, Zürich
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1 Vortrag gehalten am 2. Dezember 1999 in der Schweizerischen Gesellschaft für Daseinsanalyse, Zürich
2 - 1888 gebrauchte der Neuropathologe Oppenheimer den Terminus „traumatische Neurose” erstmals für ein damals als „railway-brain” oder „railway-spine” bezeichnetes Leiden, dass er in Folge von Eisenbahnunglücken beobachtete. (Damit bezog Oppenheimer den äußeren Anlass mit in seine Krankheitsdefinition ein.)
2 - Charcot (1867; zit. in 4) beschrieb die „traumatische Hysterie” und setzte als erster psychologische Konzepte zwischen das - gemäß seinem Verständnis des Begriffs - von außen einwirkende Trauma und die späteren Symptome. In seiner Hypothese zur Genese der hystero-traumatischen Lähmung sprach er vom „nervösen Schock” und von „krankmachenden Ideen”.
2 - Pierre Janet (1904) - wie Sigmund Freud Schüler von Charcot - gebrauchte als erster den Begriff der Dissoziation als Erklärungskonzept. Dissoziationen ergeben sich nach Janet als Folge einer Überforderung des Bewusstseins bei der Verarbeitung realer traumatischer Ereignisse.
Dr. phil. Rosmarie Barwinski Fäh
Im Raindörfli 19
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