Aktuelle Neurologie 2001; 28(3): 118-121
DOI: 10.1055/s-2001-12524
AKTUELLE KONTROVERSE
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Intravenöse Heparintherapie beim akuten ischämischen zerebralen Insult: Pro

Intravenous Heparin Therapy in Acute Ischaemic Cerebral Infarct: ProO. Busse1 , R. Haberl2
  • 1Neurologische Klinik, Klinikum Minden
  • 2Neurologische Abteilung, Städtisches Krankenhaus München-Harlaching, München
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

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Intravenös verabreichtes Heparin zur Therapie des Schlaganfalls wurde erstmals im Jahre 1941 durchgeführt [1]. Seitdem wurde durch zahlreiche Studien versucht, zunächst die therapeutische (Besserung der neurologischen Ausfälle), dann die prophylaktische Wirksamkeit (Verringerung früher Reinfarkte) der intravenösen Heparinbehandlung beim ischämischen Schlaganfall zu beweisen. Nach wie vor ist nicht belegt, dass eine Heparinbehandlung in der Akutphase des ischämischen zerebralen Insults sinnvoll ist [2] [3]. Umgekehrt ist aber die fehlende Wirksamkeit des Heparins für sämtliche Subtypen des ischämischen Hirninfarkts unbewiesen.

Eine Umfrage bei Neurologen in Nordamerika im Jahre 1989 ergab, dass die intravenöse Heparinbehandlung insbesondere zur Vermeidung von Rezidiven, aber auch zur Verhinderung einer Symptomprogression, weit verbreitet gewesen ist, obwohl Unsicherheiten hinsichtlich der Wirksamkeit und Sicherheit dieser Maßnahme bestand [4]. In Deutschland wurde die intravenöse Heparinbehandlung Ende der 80er Jahre populär, nachdem die früher bevorzugte Hämodilution zur Therapie akuter ischämischer zerebraler Insulte infolge mehrerer negativer Studien nicht mehr vorgenommen wurde. Anfang der 90er Jahre gab es in Deutschland viele neurologische Kliniken, in denen fast jeder Patient mit einem akuten ischämischen Schlaganfall nach Ausschluss einer intrakraniellen Blutung so früh wie möglich für mehrere Tage PTT-wirksam (PTT-Verlängerung um das 1,5 - 2,5fache) heparinisiert wurde. Mittlerweile wird die intravenöse Heparinbehandlung des ischämischen Insults wesentlich kritischer und mit viel mehr Skepsis gesehen. Die unbestritten wirksame subkutane Low-dose-Heparinisierung mit unfraktioniertem oder niedermolekularem Heparin zur Thromboseprophylaxe ist nicht Gegenstand dieser Diskussion.

Literatur

Prof. Dr. med. Otto BusseChefarzt der Neurologischen Klinik 

Klinikum Minden

Friedrichstraße 17

32427 Minden

Email: otto.busse@klinikum-minden.de