Psychotraumatologie 2001; 2(4): 24
DOI: 10.1055/s-2001-18963
Berichte aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Selbsthilfe im Internet

Ein ErfahrungsberichtCelline Schreiber
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Dezember 2001 (online)

 

Vorspann

Und jetzt noch ein Experiment zum Rahmenthema Selbsthilfe, das der Redaktion einiges Kopfzerbrechen bereitet hat. Bei der Lektüre kamen uns als professionellen Psychotherapeuten Gedanken in den Sinn, wie: „So kann das natürlich nicht gehen; kein Wunder, dass da vieles schief läuft; ist das überhaupt zu rechtfertigen? Werden da nicht viele Patienten gefährdet?”

Dies sind ernsthafte Fragen, die sich stellen. Das Internet als Medium für Beratung und vielleicht sogar Therapie, dieses Thema wollen wir in einer späteren Ausgabe von PSYCHOTRAUMATOLOGIE angehen. Viele Forschungsfragen sind offen. Und jetzt ein solcher Beitrag, einfach aus der Erfahrung heraus. Bei dem man aber spürt, dass sich Celline Schreiber mit allen Problemen herumschlägt, die das offene Gesprächsangebot mit sich bringt. Deutlich wird auch, wie entschlossen sie sich den Problemen stellt.

Das Selbsthilfe-Forum ist ein Experiment, und das ist gut so, weil Experimente Erfahrungen schaffen (wie im englischen „experience”). Aber eines, ohne „Netz und doppelten Boden”, und das bleibt natürlich ein Problem. Andererseits: das Internet ist ein Medium, mit dem wir alle erst lernen müssen, optimal umzugehen. Natürlich auch wir von der Redaktion von PSYCHOTRAUMATOLOGIE. Unsere Zeitschrift ist ja auch ein Experiment, Wissenschaft mobiler zu machen. Ein Forum aufzubauen, ganz im Sinne der alten griechischen „agora”, des „Marktplatzes”, auf dem nicht nur Waren ge- und verkauft, sondern die zentralen philosophischen und wissenschaftlichen Streitgespräche der damaligen Zeit ausgetragen wurden. Solche „Foren” bilden sich im Internet jetzt spontan, und das ist ein Weg, die Vereinzelung zu überwinden, die uns die gesellschaftlichen Verhältnisse mehr und mehr aufzuzwingen scheinen. Und Probleme erstmals mit anderen teilen zu können, an denen wir sonst vielleicht ersticken. Ein Selbsthilfe-Forum kann diese Aufgabe wahrnehmen, und sie wird in dieser Form durch kein professionelles Angebot zu ersetzen sein. Woran wir aber arbeiten sollten, ist die Schnittstelle zu professionellen Angeboten noch enger zu knüpfen. Wann und bei wem ist eine professionelle Beratung, und sei sie zunächst übers Internet, zu empfehlen? Was kann ein Selbsthilfe-Forum leisten und wie kann es sich - ganz im Sinne des gegenwärtigen Rahmenthemas von PSYCHOTRAUMATOLOGIE - „psychohygienisch” so weit entlasten, dass es arbeitsfähig bleibt. An solchen Fragen sollten wir alle gemeinsam arbeiten: Selbsthelfer (und das sind wir letztlich alle), professionelle Psychotherapeuten und Humanwissenschaftler.

Die Redaktion

1 1 Name frei erfunden

Autorin:

Celline Schreiber

URL: http://www.selbsthilfe-missbrauch.de

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