Zusammenfassung
Hintergrund: Mit der Einrichtung einer Stroke Unit ist neben dem primären Ziel der qualitativen
Verbesserung der Schlaganfallversorgung auch das Ziel verbunden, diese Option möglichst
vielen Schlaganfallpatienten zu ermöglichen. In dieser Übersicht soll untersucht werden,
ob es schon kurze Zeit nach Einrichtung einer Stroke Unit zu nennenswerten Veränderungen
der Patientenflüsse kommen kann. Außerdem sollte überprüft werden, ob das auf der
Stroke Unit behandelte Kollektiv den Vorstellungen des DGN-Konzeptes entsprach. Methoden: Es wurden die Daten einer Erhebung der Schlaganfallpatienten der Neurologischen Notfallambulanz
über ein Jahr aus der Phase vor Eröffnung der Stroke Unit mit den Zahlen verglichen,
die seit Eröffnung der Stroke Unit ermittelt wurden. Ergebnisse: Vor Eröffnung der Stroke Unit waren von 1687 Notfallambulanzpatienten mit akutem
Schlaganfall 675 (40 %; 159 auf der Intensivstation, 516 auf den Normalstationen)
in unserer Klinik stationär behandelt worden. Ein Jahr nach Eröffnung der Stroke Unit
lag dieser Anteil bei 938 von 1840 Patienten (51 %). Dieser Unterschied ist signifikant.
Auf der Stroke Unit waren insgesamt 507 Patienten (61 % Männer, Altersmittelwert 62,1
Jahre) behandelt worden. Bei nur 5 % erfolgte die Behandlung wegen einer Nichtschlaganfalldiagnose.
Die Intrahospitalletalität der Stroke-Unit-Patienten lag bei 2,6 %. Die mediane Liegedauer
lag bei 4 Tagen. Der überwiegende Anteil (64 %) der Patienten konnte direkt nach Hause
entlassen oder in eine Rehabilitationseinrichtung verlegt werden. Schlussfolgerung: Schon ein Jahr nach Eröffnung einer Stroke Unit nach dem Konzept der DGN ist es möglich,
den Anteil der primär neurologisch versorgten Schlaganfallpatienten zu erhöhen. Die
Vorstellungen der DGN bezüglich „Diagnoseeinheit”, Liegedauer und Letalität sind ebenfalls
erreicht worden.
Abstract
Background and purpose: Quality improvement of stroke treatment as well as an increasing number of patients
treated in the acute phase of stroke are the main aims of a stroke unit. This survey
analyses if more patients in the acute phase of stroke were treated primarily neurologically
within the first year after stroke unit opening compared to the year before, when
a stroke unit had not been established yet. Methods: One year data collected at the neurological emergency unit before the opening of
the stroke unit were compared with data from a prospective collected database since
the installation of the stroke unit. Results: Before we had a stroke unit 675 patients with acute stroke were admitted from the
emergency room (ER) to our department. This reflects 40 % of all stroke patients,
seen in the ER. One year after the opening of the stroke unit, this proportion was
increased to 938 out of 1840 patients (51 %, χ2 p < 0.0001). On the stroke unit 507 patients (61 % males, mean age (62.1 y) were
treated. Only 5 % had a non-stroke diagnosis. In hospital letality was 2.6 %. The
mean-length-of-stay was 4 days. 64 % of the patients were discharged directly home
or to a rehabilitation unit. Conclusions: Within one year after opening of a stroke unit following the concepts of the German
Neurological Society it is possible to increase the number of primarily neurologically
treated patients. The aims regarding low letality and short length of stay were reached
too.
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Dr. med. Peter Ringleb
Neurologische Klinik
Im Neuenheimer Feld 400
69120 Heidelberg
Email: Peter_Ringleb@med.uni-heidelberg.de