Viszeralchirurgie 2002; 37(3): 262-268
DOI: 10.1055/s-2002-32393
Der Akademische Vortrag
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Therapie des Magenkarzinoms

Therapy of Gastric CancerT.  T.  Zittel
  • 1Chirurgische Universitätsklinik, Abt. für Allgemeinchirurgie, Tübingen
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Publication Date:
20 June 2002 (online)

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Spektabilität, sehr geehrter Herr Prof. Becker, werte Gäste,
liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Familie

Das Magenkarzinom ist, weltweit gesehen, die zweithäufigste zum Tode führende maligne Erkrankung. Von der WHO wurde 1999 von etwa 800.000 Neuerkrankungsfällen und etwa 630.000 Todesfällen pro Jahr aufgrund eines Magenkarzinoms ausgegangen. In den westlichen Industriestaaten wird seit mehreren Jahrzehnten eine fallende Erkrankungshäufigkeit festgestellt, die Ursache liegt wahrscheinlich in verbesserten Ernährungsgewohnheiten. 1995 wurden in der Bundesrepublik Deutschland etwa 15.000 - 16.000 Neuerkrankungsfälle und ca. 11.000 - 12.000 Todesfälle aufgrund eines Magenkarzinoms registriert, derzeit ist das Magenkarzinom die vierthäufigste bzw. fünfthäufigste Krebstodesursache bei Männern bzw. Frauen. Männer erkranken dabei etwas häufiger, das Verhältnis Männer : Frauen liegt weltweit einheitlich bei etwa 2.2 : 1. Die Erkrankungsraten sind in den neuen Bundesländern etwas höher, es wurde zuletzt jedoch eine Annäherung der Erkrankungshäufigkeiten an das Westniveau festgestellt [1].

Das Magenkarzinom ist vermutlich keine moderne Zivilisationskrankheit, von Hippokrates (Kos, ca. 460 - 370 vor Christus) und aus dem arabischen Raum (Avenzoar und Averroes, 12. Jahrhundert nach Christus) lagen bereits frühzeitig detaillierte Beschreibungen vor. Erste Berichte über Eingriffe am Magen datieren aus dem Mittelalter, in Einzelfällen wurden Gastrotomien, z. B. zur Entfernung eines Messers, von den Patienten überlebt (Daniel Schwabe 1635). Den Beginn der modernen Magenchirurgie könnte man mit Arbeiten von Daniel Merrem gleichsetzen, der als Student der Medizin 1810 in Gießen erfolgreich Pylorusresektionen an Hunden durchführte, um deren Folgen auf den Organismus zu untersuchen (Abb. [1]). Die erste Pylorusresektion aufgrund eines stenosierenden Magenkarzinoms gelang 1879 Jules Emile Péan in Paris, die Patientin verstarb allerdings am 4. postoperativen Tag (Abb. [2]). Theodor Billroth führte 1881 in Wien ebenfalls eine Pylorusresektion aufgrund eines stenosierenden Magenkarzinoms durch, seine Patientin überlebte den Eingriff um mehrere Monate (Abb. [3]).

Die erste vollständige Magenentfernung überlebte 1897 eine von Schlatter in Zürich operierte Patientin, auch sie war an einem Magenkarzinom erkrankt. Roux inaugurierte 1907 in Paris die nach ihm benannte Rekonstruktionsform (Roux-Y), die das heute am häufigsten angewandte Rekostruktionsverfahren nach Gastrektomie darstellt. In den folgenden Jahrzehnten wurden insgesamt über 100 Rekonstruktionsverfahren klinisch angewandt, aber lediglich die Jejunuminterposition nach Seo und Longmire und die Bildung eines Ersatzmagens, z. B. nach Hunt-Rodino oder nach Peiper-Siewert, haben eine größere Verbreitung gefunden [2] [3].

Literatur

PD Dr med. Tilman T. Zittel

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