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DOI: 10.1055/s-2002-33387
Das elektronische Schulungsmanual eReader
„Behandlung und Prävention von Psychotraumen” in der BundeswehrAnwendung neuer Medien zur Umsetzung der zielgruppenorientierten Intervention in Großinstitutionen
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
12. September 2002 (online)
Problemstellung und Projektbeschreibung
Die Prävention und Behandlung von Psychotraumen erfordern für die Ausbildung der Helfer didaktische Konzepte der Wissensvermittlung. Dies gilt insbesondere für staatlich gelenkte Großinstitutionen. Hierzu gehören Polizei, Feuerwehr und Bundeswehr, die praxisorientierte und erneuerbare Lehrinhalte und Lehrmedien benötigen. Lehrinhalte umfassen die akute erste Hilfe am Einsatzort, Früherkennung der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und die Behandlung der Spätschäden. Als Lehrmedien stehen heutzutage auch elektronische Datenverarbeitungssysteme zur Verfügung. Hierbei muss die spezifische Personal- und Organisationsstruktur der Institutionen berücksichtigt und koordiniert werden. Unterschiedliche Berufsgruppen müssen aufeinander abgestimmt werden, deren Tätigkeitsfeld im Alltag sonst weit auseinander liegt.
Vor diesem Hintergrund skizzieren wir den Lösungsvorschlag des Forschungsprojektes „Prävention und Behandlung von Psychotraumen”, welches vom psychologischen Dienst der Bundeswehr an das Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität zu Köln in Auftrag gegeben worden ist.
Im Rahmen dieses Forschungsprojektes soll das Gesamtkonzept der Kriseninterventionsmaßnahmen nach kritischen Ereignissen bei Einsätzen der Bundeswehr auf den Prüfstand und im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleitung verbessert werden. Die Kenntnisse der neuesten Forschungsergebnisse im Bereich Psychotraumatologie bilden die Grundlage für die Optimierung des sogenannten „Debriefings”. Hierbei verfolgt die Arbeitsgruppe von Prof. Fischer die Umsetzung der sog. zielgruppenorientierten Unterstützung (siehe Expertenchat vom 21.2.02 in dieser Zeitschrift), welche sich am Kölner Opferhilfemodell orientiert [1]. Grundlage dieses Konzeptes ist die Einstufung der betroffenen Soldaten in „Selbstheiler”, „Wechsler” und „Risikogruppe” nach kritischen Zwischenfällen mit Hilfe des Kölner Risikoindex - Bundeswehrversion. Somit steht ein Datenerhebungsinstrument zur Verfügung, welches am Einsatzort, bei Reintegrationsseminaren, die für Soldaten nach Auslandeinsätzen durchgeführt werden, und von Fachabteilungen der Bundeswehrkrankenhäuser angewendet werden kann. In abgestuften Interventionsmaßnahmen werden diese Gruppen mit unterschiedlichem Risikoprofil durch Helfer (peers), ABO-Psychologen und Klinische Psychologen bzw. Ärzte betreut.
Hierzu ist eine breit gefächerte Ausbildung der verschiedenen Berufsgruppen notwendig. Im sogenannten Levelsystem werden die Inhalte der Psychotraumatologie entsprechend Umfang und Komplexität in 3 Schwierigkeitsgrade eingeteilt, so dass hierdurch abgestufte Lehrpläne für Bundeswehrpsychologen, Ärzte, Vorgesetzte und Helfer entworfen und erprobt [2];[3] werden. Die Schulung der genannten Berufsgruppen basiert auf dem Multiplikatorenprinzip, bei dem Ausgebildete selbst zu Ausbildern werden, um die für Großinstitutionen notwendige Reichweite, Flexibilität und Kontinuität zu gewährleisten.
Um das didaktische Konzept dem Anforderungsprofil der Bundeswehr anzupassen, wurde von der Arbeitsgruppe ein Schulungsmanual entwickelt, das zum einen in einer 358 seitigen Papierversion und in einer EDV gestützten Version als elektronisches Buch „eReader 2.0” angefertigt wurde [4]. Im Folgenden soll die im eReader 2.0 realisierte Informationsaufbereitung unter der an die Forschungsgruppe gestellte Maßgabe der Leveldifferenzierung und des Multiplikationsprinzips dargestellt werden.
Literaturverzeichnis
- 1 Fischer G, Becker-Fischer M, Düchting C. Neue Wege in der Opferhilfe. Ergebnisse und
Verfahrensvorschläge aus dem Kölner Opferhilfemodell
(KOM). Herausgeber vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und
Soziales Nordrhein-Westfalen Schriftreihe des
Ministeriums 1998
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- 2 Fischer G, Bering R, Hartmann C, Schedlich C. Prävention und Behandlung von
Psychotraumen. In: Untersuchungen des Psychologischen Dienstes der
Bundeswehr 2000 Bundesministerium der
Verteidigung 35.
Jahrgang 2000
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- 3 Bering R, Schedlich C, Hartmann C, Grittner G, Zurek G, Kimmel E, Fischer G. Schulungsmanual „Prävention und Behandlung von
Psychotraumen”. Institut für Klinische Psychologie und
Psychotherapie der Universität zu Köln, Philosophische
Fakultät 2001
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- 4 Bering R, Schedlich C, Hartmann C, Grittner G, Zurek G, Kimmel E, Fischer G. Elektronisches Schulungsmanual eReader 2.0
„Prävention und Behandlung von
Psychotraumen”. Institut für Klinische Psychologie und
Psychotherapie der Universität zu Köln, Philosophische
Fakultät 2001
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- 5 Fischer G. Mehrdimensionale Psychodynamische Traumatherapie (MPTT). Ein
Manual zur Behandlung psychotraumatischer
Störungen. Asanger Heidelberg; 2000
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Korrespondenz:
Dr. med. Dipl.-Psych. R. Bering
Wiss. Mitarbeiter am IKPP
Oberarzt am Zentrum für Psychotraumatologie
Alexianer-Krankenhaus Krefeld
eMail: robert.bering@uni-koeln.de