Zusammenfassung
Hörhilfen als Vorläufer von Hörgeräten haben schon eine lange Geschichte, da die auditive
Kommunikation unter den Menschen die Basis für ein soziales Miteinander darstellt.
Während die Hörhilfen der Frühzeit mechanische Prinzipien verwandten, brachte die
Erfindung der Telefonie neue und effektivere Möglichkeiten, akustische Signale in
Hörgeräten zu verstärken. Die Einführung des Transistors, die daraus resultierende
Chiptechnologie und in jüngster Zeit die Verwendung der digitalen Signalverarbeitung
haben das Hörgerät von einem einfachen Verstärker in ein intelligentes System verwandelt.
Diese Systeme wurden ständig kleiner, so dass moderne Hörgeräte im oder am Ohr getragen
werden können und kaum mehr sichtbar sind. Die Kompensation einer Hörstörung ist aufgrund
des nichtlinearen Verhaltens des Innenohres sehr komplex. So muss der Empfindlichkeitsverlust
und zudem auch der Kompressionsverlust ausgeglichen werden. In modernen digitalen
Hörgeräten wird deshalb ein Kompressionsverstärker verwendet, der leise Schallsignale
mehr verstärkt als laute, so dass die Kompressionswirkung des Innenohres nachgebildet
wird. Zudem enthalten die Hörgeräte eine Reihe von nützlichen Features, die den Hörkomfort
verbessern. Das ist in erster Linie die Störschallunterdrückung, die störende Signale
unter Verwendung von digitalen Verarbeitungsstrategien bedämpft und im weiteren der
Einsatz von Richtmikrofonen im Hörgerät, die dem Hörgeräteträger das Verstehen von
Sprache in störbehafteten Umgebungen erleichtert. Weitere Funktionen, wie zum Beispiel
der Batteriewarnton „Batterie leer” oder die Rückkopplungsunterdrückung helfen dem
Hörgeräteträger im täglichen Umgang mit seinen Hörgeräten. Abschließend muss man festhalten,
dass moderne Hörgeräte ein nützliches Werkzeug zur Kompensation von Hörschädigungen
darstellen, allerdings von der Wiederherstellung eines normalen Gehörs noch weit entfernt
sind.
Abstract
Hearing devices as predecessors of modern hearing instruments have a long history
as auditory communication among humans is fundamental for a social living together.
In the past hearing aids used mechanical approaches for amplification. Then, in the
late 1800 s the invention of telephony provided new and more efficient opportunities
to amplify acoustical signals. The introduction of the transistor, the resulting chip
technology, and in recent years the use of digital signal processing turned hearing
aids from simple amplifiers into intelligent signal processing systems. Hearing systems
became smaller and smaller so that modern hearing instruments can be worn almost invisible
at or in the ear. The compensation of hearing impairment is rather complex due to
the non-linear behavior of the cochlea. Consequently the loss of sensitivity and compression
has to be compensated. Hence modern digital hearing instruments use amplifiers with
compression so that soft sound signals are more amplified than loud sound signals
to mimic lost compression of the cochlear. Additionally modern hearing instruments
include several useful features to improve the hearing comfort. Primarily, this is
noise reduction to suppress interfering signals by means of digital signal processing
strategies and secondly the use of directional microphone systems improving speech
perception in noisy situations. Other features like „low battery” warning signals
or feedback suppression systems provide help for the hearing aid users in everyday
life. Finally it has to be pointed out that modern hearing aids are useful tools to
compensate hearing impairment but it is still a long way to restore normal hearing.
Schlüsselwörter
Pathophysiologie - psychoakustische Eigenschaften - sensorineuraler Hörverlust - klassische
Hörgeräte - Kompressionssystem - Störschallunterdrückung - direktionales Mikrofon
- Otoplastik - Sprachverständlichkeit - Hörkomfort
Key words
Pathophysiology - psychoacoustical properties - sensorineural hearing loss - classical
hearing instruments - compression system - noise reduction system - directional microphone
- earmold - speech Perception - hearing comfort
Literatur
- 1 Kießling J, Kollmeier B, Diller G. Versorgung und Rehabilitation mit Hörgeräten. Georg
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Dr. Matthias Latzel
Klinikum der Justus-Liebig Universität
HNO-Klinik, Funktionsbereich Audiologie
Feulgenstraße 10
35385 Gießen
Email: matthias.latzel@hno.med.uni-giessen.de