Viszeralchirurgie 2004; 39 - 30
DOI: 10.1055/s-2004-835106

Tipps und Tricks bei der bronchoskopischen Blutstillung

FW Spelsberg 1, T Strauss 1, TP Hüttl 1, H Winter 1, KW Jauch 1
  • 1Chirurgische Klinik und Poliklinik – Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München

Hämoptysen stellen potentiell lebensbedrohende Komplikationen bei verschiedensten Grunderkrankungen dar. Blutungsquelle sind in 90% die Bronchialarterien und nur in 5% die Pulmonalgefäße; das bedeutet, dass die Blutung mit systemischem Blutdruck unterhalten wird. Die Letalität liegt auch heute noch bei 7 – 80%.

Infektionen und Entzündungen (Tbc, Pneumonie, Bronchiektasie) sind die häufigste Blutungsursache vor Neoplasien (Bronchialkarzinom, Metastasen, Karzinoid), Lungenembolien, Koagulopathien und einer Vielzahl von Systemerkrankungen (z.B. Sarkoidose, Mukoviszidose, M. Wegener, M. Behcet, Lupus erythematodes). Die Wahrscheinlichkeiten können beim einzelnen Patienten anhand seines Alters, seiner Anamnese und seiner Herkunft bereits abgeschätzt werden: z.B. wird in über 50% der Fälle bei einem über 60-jährigen ein Bronchialkarzinom zugrunde liegen.

Der Patient mit Hämoptysen ist primär nicht durch den Blutverlust sondern durch den Verschluss der Atemwege durch Koagel vital bedroht. Primäre und essentielle Maßnahmen sind daher Sauerstoffgabe, Lagerung auf die betroffene Seite und frühzeitige bronchoskopische Absaugung. Blutgerinnungsstörungen müssen substituiert werden. Beim stabilen Patienten kann vor der Bronchoskopie die radiologische Diagnostik – bevorzugt mit (Angio-)CT – durchgeführt werden. Beim instabilen Patienten ist die frühzeitige Intubation (ggf. mit Doppellumentubus oder einseitiger Ventilation) obligat. Die flexible Bronchoskopie stellt heute auch bei der Blutung das Standardverfahren dar, in selten Fällen kann eine starre Bronchoskopie z.B. zur Entfernung sehr großer Gerinnsel notwendig sein.

Therapeutisch stehen folgende Verfahren zur Verfügung: lokale Applikation von Fibrin oder Adrenalin; Tamponade/Ballon- oder Tubusokklusion bei schweren peripheren Blutungen; Argon-Plasma-Koagulation/Laser-/Kryotherapie für zentrale tumoröse Prozesse. Systemisch muss eine Stabilisation mit Gerinnungssubstitution erfolgen. Die definitive Therapie ist abhängig von der Blutungsursache und -stärke: antiinflammatorische Behandlung, Strahlentherapie, Operation oder Bronchialarterienembolisation.