Suchttherapie 2005; 6(3): 97-101
DOI: 10.1055/s-2005-858612
Schwerpunktthema

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Cannabis-Diskussion aus der Perspektive von Prävention und Suchthilfe

The Cannabis Discussion from the Perspective of Prevention and Addiction SupportR. Gaßmann
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Publication Date:
23 September 2005 (online)

Zusammenfassung

Nach jahrelanger Stagnation der Cannabis-Politik entstand in Deutschland mit den diesbezüglichen Verfassungsgerichtsurteilen von 1994, 2002 und 2004 Bewegung. Zwar ähneln sich die Fronten der Befürworter einer wie auch immer gearteten sog. Legalisierung einerseits sowie der unveränderten oder verschärften Repression andererseits nach wie vor (obgleich die SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag von jener zu dieser gewechselt hat). Doch wenn schon deren Diskussion nicht, so hat die Judikative Fakten geschaffen, die von gesellschaftlicher Normentwicklung beeinflusst auch gesellschaftliche Normen beeinflussen. Unter dem Strich verlangt das Verfassungsorgan einen nüchternen Umgang mit dem Rauschmittel. Solche Sachlichkeit könnte die Möglichkeiten von Prävention, Frühintervention und Therapie befördern, was angesichts steigender Konsumenten-/-innenzahlen mehr als dringlich erscheint.

Abstract

After years of stagnation, cannabis politics in Germany were set in motion by the decisions of the constitutional court in 1994, 2002 and 2004. It is true that there has not been much movement neither in the ranks of the supporters of any kind of legalisation nor among the supporters of consistent and tight repression (although the SPD faction in the German Parliament changed sides). Though these discussions did not come to anything, the judiciary created facts that were influenced by the development of norms in society, which, in their turn, will influence the norms of society. In essence, the constitutional court requires a rational handling of the drug. Objectivity might be able to promote prevention, early detection and treatment, which is an urgent requirement in view of the increasing numbers of cannabis users.

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Dr. Raphael Gaßmann

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V.

Westenwall 4

59065 Hamm

Email: gassmann@dhs.de

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