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DOI: 10.1055/s-2005-866635
Klinische und diagnostische Merkmale eines autosomal rezessiven Parkinson-Syndroms (PARK6) in einer spanischen Familie
PARK6 ist eine autosomal rezessive Form des Parkinson-Syndroms mit Genlokation auf Chromosom 1p36. Kürzlich konnte eine missense-Mutation im PINK1 Gen, welches für eine Serin-Threonin-Kinase mit mitochondrialer Lokalisation kodiert, als Ursache von PARK6 in zwei italienischen und einer spanischen Familie identifiziert werden. Während die italienischen PARK6-Fälle bereits beschrieben wurden, berichten wir hier detailliert die klinischen und zusatzdiagnostischen Befunde in der spanischen Familie, die aus 7 Geschwistern besteht, von denen drei manifest erkrankt (Erstdiagnosen im Alter von 24, 30 bzw. 33 Jahren) und homozygot für die PINK1-Mutation sind. Drei weitere sind heterozygote Anlageträger (Alter 45–54 Jahre), die keine Frühzeichen einer Parkinson-Erkrankung aufwiesen.
Die Krankheitsdauer der drei Betroffenen betrug 14, 16 bzw. 25 Jahre. Die bereits bekannten klinischen Merkmale von PARK6, nämlich früher Beginn (<40. LJ), langsamer Progress und sehr gute, langanhaltende L-DOPA-Responsivität konnten auch bei den drei Betroffenen der spanischen Familie bestätigt werden. Alle Patienten zeigten eine normale Geruchsdiskriminationsleistung. Die ausführliche neuropsychologische Testung zeigte allenfalls leichte Teilleistungsdefizite, aber keinen Anhalt für eine Demenz. Auch autonome Dysfunktion oder andere atypische Merkmale fanden sich nicht, mit Ausnahme gesteigerter Reflexe und positiver Pyramidenbahnzeichen bei einem Betroffenen. Eine Patientin litt unter Dyskinesien und Fluktuationen seit dem siebten Erkrankungsjahr, bei weiterhin sehr gutem L-DOPA-Effekt.
Untersuchungen der kortikalen Exzitabilität mittels transkranieller Magnetstimulation zeigten bei den Patienten eine steilere Intensitäts-/Reizantwortkurve und eine verstärkte kurzlatenzige intrakortikale Fazilitierung (SICF) im Vergleich zu alterentsprechenden Kontrollen während Reizschwellen, kortikale „silent period“ und kurzlatenzige intrakortikale Inhibition (SICI) normal waren.
Im DaTSCAN fand sich eine reduzierte Bindung an den präsynaptischen Dopamintransporter mit Betonung im dorsalen Striatum ähnlich wie bei Patienten mit sporadischem idiopathischem Parkinson-Syndrom. Im IBZM-SPECT zeigte sich eine normale Anreicherung der postsynaptischen Dopaminrezeptoren.
PARK6 unterscheidet sich klinisch vom sporadischen idiopathischen Parkinson-Syndrom neben dem frühen Beginn und der guten Dopa-Responsivität selbst nach >20-jährigem Verlauf durch eine normale Riechfunktion. Die Riechtestung eignet sich nicht zur Identifikation präsymptomatischer Familienangehöriger. Wir gehen aufgrund unserer Befunde davon aus, dass PARK6 eine vorwiegend nigrostriatale Affektion aufweist, wobei konfirmierende neuropathologische Befunde nicht vorliegen.