Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P81
DOI: 10.1055/s-2005-866658

Hyperechogenität der Substantia nigra bei Parkin-assoziertem Parkinsonismus; Korrelation des klinischen und genetischen Status

JM Hagenah 1, IR König 1, K Hedrich 1, M Kasten 1, PP Pramstaller 2, B Becker 1, C Klein 1, G Seidel 1
  • 1Lübeck
  • 2Bozen, I

Einleitung: In der transkraniellen Sonographie von Parkinson-Patienten kommt die Substantia nigra (SN) in 90% der Fälle mit deutlich angehobener Echogenität zur Darstellung. Kürzlich wurde bei asymptomatischen Trägern heterozygoter Parkin-Mutationen ebenfalls eine Signalsteigerung der SN beschrieben und als präklinischer Marker für die Entwicklung eines M. Parkinson diskutiert. In der folgenden Untersuchung wurde sowohl die Signalintensität als auch die hyperechogene Fläche der SN bei Probanden mit und ohne M. Parkinson sowie mit und ohne Parkin-Mutation(en) unter Berücksichtigung des genetischen Status ausgewertet.

Methodik: Die Untersuchung wurde mit dem SONOS 5500 Ultraschallsystem (Philips) unter Verwendung einer 2.0–2.5MHz Sonde durchgeführt. Die Untersuchung und Datenauswertung erfolgte ohne Kenntnis des klinischen und genetischen Status. Die Auswertung der mittleren Echogenität und Flächenbestimmung der SN sowie des Crus cerebri und Tectum cerebri erfolgte mit einer Bildanalysesoftware.

Ergebnisse: Es wurden 58 Probanden (52% Männer; durchschnittliches Alter 49.0±11.3 Jahre) aus Deutschland und Südtirol untersucht. Vierundzwanzig Probanden hatten einen klinisch sicheres Parkinson-Syndrom (58% Männer; mittleres Alter 52.5±7.9) und 34 waren asymptomatisch (47% Männer; durchschnittliches Alter: 46.4±12.7 Jahre). Neun der 24 Betroffenen und 13 der 34 asymptomatischen Probanden waren Träger unterschiedlicher Parkin-Mutationen. Bei 62% der Parkinson-Patienten kam unter Berücksichtigung der Signalintensität eine vergrößerte SN-Fläche zur Darstellung. Bei 70% der asymptomatischen Probanden fand sich keine Flächenvergrößerung. Probanden mit Parkin-Mutationen hatten häufiger eine vergrößerte Fläche der SN als mutationsnegative Probanden. Mithilfe einer ROC (receiver operating characteristic) Analyse konnte aufgrund der hyperechogenen SN-Fläche die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines klinisch sicheren Parkinson-Syndroms berechnet werden. Bei einer mittleren Fläche von 0.27 cm2 lag die Sensitivität bei 0.71 und die Spezifität bei 0.58. Die mittlere Echogenität der einzenen Gruppen unterschied sich nicht.

Zusammenfassung: In der transkraniellen Sonographie der Probanden mit Mutationen im Parkin-Gen fand sich in der Mehrzahl eine erhöhte Echogenität der Substantia nigra. Die Wahrscheinlichkeit der korrekten klinischen Diagnose eines M. Parkinson stieg mit der Größe des signalgesteigerten Areals. Eine klinische und sonographische Verlaufsuntersuchung der asymptomatischen Mutationsträger ist sinnvoll, um die Methodik zur Detektion eines möglichen präklinischen Markers zu validieren.