Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P94
DOI: 10.1055/s-2005-866671

Stellenwert des non-ergolinen Dopaminrezeptor-Agonisten Ropinirol bei fortgeschrittener Parkinson-Krankheit im höheren Lebensalter und motorische Komplikationen

M Hahne 1, W Jost 2, E Fischer 1, V Ziegler 1, S Schlesinger 1, B Griewing 1
  • 1Bad Neustadt
  • 2Wiesbaden

Hintergrund: Während zahlreiche Untersuchungen die Wirkeffekte von Dopaminagonisten in den Frühstadien der Parkinson-Krankheit nachweisen, gibt es nur wenige Untersuchungen, u.a. im Hochdosisbereich mit kleinen Kollektiven, die dies auch in den fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung zeigen.

Patienten und Methodik: Offene, stationäre Kohortenstudie mit 45 Patienten, 69,7±4,9J. und Eindosierung von Ropinirol zu einer vorbestehenden L-Dopa-Therapie oder Umstellung einer vorbestehenden suboptimalen Agonistendosis (weniger als 20% der mittleren empfohlenen Wirkdosis) auf Ropinirol in 2–4 Wochen. Einschlusskriterien: Stadium III und IV nach Hoehn & Yahr Mind. 5-jährige Krankheitsdauer. Ausschlusskriterien: Multisystematrophien, relevante autonome Störungen, schwere Dyskinesien, schwere Depressionen, bekannte internistische, psychiatrische Vorerkrankungen. UPDRS Teil I-V, Subskalen Fluktuationen, Dyskinesien, Tremor. Erfassung der „off“-Zeiten mit einem Patiententagebuch, Komorbidität, nichtmotorische Parkinsonsymptome, NAW.

Statistik: Quotienten (%) von Eingangs- und Ausgangsuntersuchung. Wilcoxon-Test.

Ergebnisse: 1. Unter einer Ropiniroldosis von 8,8±1,9mg und einer L-Dopa-Dosis von 393,2±93,1mg konnte eine statistisch signifikante Verbesserung des motorischen Profils als Quotient der UPDRS III vor und nach Einstellung mit 36,1±5,5% für alle Patienten und Vorteil für das Stadium III mit 41,2±2,4% gemessen werden (p>0,001) 2. Verringerung der „off“-Zeit um 1,37±0,63 Stunden täglich.

3. Reduktion von motorischen Fluktuationen um 49,2%. 4. Bei 15/45 Patienten gingen als störend empfundene Dyskinesien durchschnittlich um 69,6% der Punktwerte in der UPDRS zurück. 5. Bei 18/45 Patienten L-Dopa-Reduktion um durchschnittlich 75±31mg, entsprechend 18,9±6,7% der mittleren L-Dopa-Dosis. 6. Medikamentenspezifische Nebenwirkungen waren nur initial, milde und passager vorhanden.

Diskussion: Der günstige motorische Effekt von Dopaminagonisten mit langer Halbwertszeit, wie hier am Beispiel von Ropinirol aufgezeigt, liegt am ehesten in der Vermeidung einer pulsatilen Rezeptorstimulation. Diese Faktoren führen zu einer verbesserten tonischen Aktivität innerhalb der Schleifen für die Basalganglienneurone.

Schlussfolgerung: In den fortgeschrittenen Stadien III und IV der Parkinson-Krankheit bei Patienten im höheren Lebensalter konnte ein signifikant verbessertes motorisches Profil mit Reduktion von Fluktuationen, Dyskinesien, „off“-Zeiten und in 40% der Patienten ein L-Dopa-Einspareffekt bei insgesamt nur milde und passageren Nebenwirkungen nach Gabe des nonergolinen Dopaminagonisten Ropinirol ermittelt werden.