Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P97
DOI: 10.1055/s-2005-866674

Unterscheidbare kinesiologische Subkomponenten tragen zur Bradykinese bei Morbus Parkinson bei

T Wächter 1, P Tuite 2, O Lungu 2, J Ashe 2
  • 1Tübingen
  • 2Minneapolis, USA

Die Bradykinese ist eines der Hauptsymptome des Morbus Parkinson. Im engeren Sinne beschreibt der Begriff eine Verlangsamung der Bewegung. Das klinische Symptom der Bradykinese besteht jedoch aus einer komplexen zentralen Bewegungsstörung mit verschiedenen Subkomponenten der Bewegungskontrolle. Als solche können insbesondere eine Verringerung der Amplitude, Störung der zeitlichen Regulation sowie eine Verlangsamung der Bewegung ausgemacht werden. Obwohl all diese Subkomponenten zu dem klinischem Symptom beitragen, scheint es sich bei diesen um separate kinesiologische Einheiten zu handeln, da sie im individuellen Patienten nicht gut miteinander korrelieren und durch dopaminerge Medikation sowie durch Tiefenhirnstimulation unterschiedlich beeinflusst werden.

In dieser Studie wurden Flexionsbewegung des Zeigefingers bei 8 Patienten mit Morbus Parkinson vom akinese-dominantem Typ (Hoehn und Yahr 1–3, rechts-dominant, rechtshändig) sowie bei 8 altersentsprechenden, gesunden Kontrollpersonen bei unterschiedlichen Frequenzen mit und ohne externem Trigger mittels eines Goniometers kinesiologisch aufgezeichnet.

Die Messungen zeigen, dass die gesunden Kontrollpersonen die Bewegungen insbesondere bei langsameren Frequenzen mit mehr Kontinuität als die Parkinson-Patienten ausführen. Die Amplitude der Bewegung verringert sich mit zunehmender Frequenz in beiden Gruppen, die Gruppe der Parkinson-Patienten führt die Bewegung jedoch bei jeder Geschwindigkeit mit geringerer Amplitude als die gesunden Kontrollen aus. Die Bewegungsgeschwindigkeit nimmt bei beiden Gruppen entsprechend der Frequenz zu, die Parkinson-Patienten sind aber über allen Konditionen signifikant langsamer als die Kontrollpersonen. Es ergab sich keine signifikante Korrelation der Werte der Bewegungskontinuität mit dem Ausmaß der Bewegungsamplitude.

Die Unterschiede in den gemessenen Subkomponenten der Bewegung und insbesondere die Tatsache, dass diese nicht miteinander korrelieren, spricht für voneinander unabhängige kinesiologische Subkomponenten der Bradykinese bei Morbus Parkinson. Diesen liegen möglicherweise unterschiedliche neuropathologische Korrelate zugrunde.