Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P105
DOI: 10.1055/s-2005-866682

Akute Radialisparese im Rahmen einer nächtlicher Akinese

A Grupe 1, J Ebentheuer 1, R Brodhun 1
  • 1Seesen

M. Parkinson per se wird nicht als prädisponierender Faktor für schwere Nervenkompressionssyndrome angesehen. Im Rahmen von OFF-Phasen oder nächtlicher Akinese und entsprechender Immobilität kann es jedoch zu schwerwiegenden Kompressionssyndromen von peripheren Nerven kommen, die auch bleibende Schäden und Behinderungen nach sich ziehen können.

Fallbeispiel: Es wird berichtet über einen 77-jährigen Patienten, bei dem seit 6 Jahren ein M. Parkinson bekannt ist. Es besteht eine Akinese mit Sturztendenz sowie eine Neigung zu Halluzinationen seit 2 Jahren. Seit 14 Tagen ist bei dem Pat. eine Fallhand aufgefallen, mit der er morgens aufgewacht ist. Es besteht eine deutliche nächtliche Akinese, der Pat. ist nicht in der Lage sich im Bett zu drehen oder die Körperposition eigenständig zu verändern.

Klinisch zeigt sich eine komplette Radialisparese KG 0/5 ohne Beteilgung des M. triceps. UDPRS III: 28 Punkte, Akinese und Rigor stehen im Vordergrund.

Elektrophysiologisch bestätgt sich eine frische neurogene Schädigung des N. radialis am Oberarm. Noch kein Nachweis von Reinervationspotenzialen.

Radiologisch kein Hinweis auf Fraktur.

Es erfolgte eine Schienenversorgung neben krankengymnastischer, ergotherapeutischer und physikalischer Behandlung sowie eine Umstellung der Parkinson-Medikation. Bei Entlassung noch keine Verbesserung des klinischen Befundes.

Zusammenfassung: Bei Patienten mit OFF-Phasen und nächtlicher Akinese besteht die Gefahr von Nervenkompressionsyndromen. Insbesondere die Entwicklung von Radialisparesen sind beschrieben (Preston et al., arch. Neurol. 1985). Der behandelnde Neurologe sollte deshalb bei der Anamnese auch die nächtliche Beweglichkeit erfragen und in der Medikation berücksichtigen (z.B. retardiertes L-Dopa z. N., DA mit langer HWZ) um Kompressionssyndromen vorzubeugen. Schlafen im Rollstuhl am Tag, längeres Sitzen in Stühlen mit schlecht gepolsterten Armlehnen oder prominente Bettkanten o.ä. sollten unbedingt vermieden werden.