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DOI: 10.1055/s-2005-866687
Standardisierte semiquantitative autonome Anamnese mithilfe des QAM-Systems bei Patienten mit Parkinson-Syndromen
Einleitung: Die Beteiligung des autonomen Nervensystems kann wichtige Hinweise zur Differenzialdiagnose von Parkinson-Syndromen geben. In dieser Studie führten wir deshalb zusätzlich zu einer autonomen Standardtestbatterie eine standardisierte, semiquantitative Befragung mit dem quantitativem Anamnesemanager (QAM)-System durch, um Anamnese und Untersuchungsbefunde des autonomen Nervensystems vergleichen zu können.
Methodik/Patienten: Wir untersuchten 14 Patienten mit Multisystematrophie (MSA), 12 Patienten mit progressiver supranukleärer Blickparese (PSP), 14 Patienten mit einem idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS) und 12 gesunde Kontrollpersonen (KP). Alter, Geschlecht (w/m) und Hoehn&Yahr-Stadien (H&Y) verteilten sich wie folgt: MSA (61±7 Jahre; w/m 10/4; H&Y 3,6±0,9), PSP (67±6 Jahre; w/m 1/11; H&Y 3,8±0,8), IPS (65±9 Jahre; w/m 2/12; H&Y 2,5±1,1), KP (61±6 Jahre; w/m 5/7). Unser Befragungssystem berücksichtigte folgende autonome Funktionssysteme: kardiovaskuläres, vasomotorisches, sudomotorisches, sekretomotorisches, gastrointestinales, neurourologisches und pupillomotorisches System sowie die Schlaffunktion.
Ergebnisse: MSA-Patienten gaben Beschwerden in durchschnittlich 7/8 autonomen Funktionssystemen an, PSP- und IPS-Patienten in durchschnittlich 5/8, die Kontrollpersonen in durchschnittlich 3/8 Systemen. Bezüglich ihrer neurourologischen Funktion gaben jeder MSA- und PSP-Patient sowie ca. 80% der IPS-Patienten eine Störung im Vergleich zu 40% der KP an. 45% der MSA-Patienten berichteten über eine Dysphagie. Alle MSA-Patienten beschrieben eine pathologische Kälteempfindlichkeit, insbesondere der Hände, die in den anderen Gruppen signifikant weniger häufig genannt wurde. Hypo/-Hyperhidrosis, Hypersalivation, Obstipationsneigung und Blendungsempfindlichkeit wurden innerhalb der Patientenkollektive häufiger angegeben als in der Kontrollgruppe. Die Angabe einer gestörten Schweißsekretion korrelierte mit einer pathologischen sympathischen Hautantwort, insbesondere in der Gruppe der MSA-Patienten. Charakteristische Symptome einer orthostatischen Hypotonie (OH) beschrieben jeweils die Hälfte der MSA- und IPS-Patienten sowie ungefähr 25% der PSP-Patienten. Beim passiven Orthostasetest war das Auftreten einer symptomatischen OH in allen Patientenkollektiven insgesamt seltener, als man von der Anamnese erwarten würde.
Diskussion: Mithilfe einer semiquantitativen Anamnese des autonomen Nervensystems können wichtige Informationen zu den einzelnen autonomen Funktionssystemen gewonnen werden. Dabei ist es möglich, insbesondere die Funktionssysteme zu erfassen, die einer Funktionstestung nicht direkt zugänglich sind wie z.B. das gastrointestinale System. Allerdings geben auch gesunde Kontrollpersonen in diesem Alter bereits Störungen verschiedener autonomer Funktionssysteme (z.B. Schlaffunktion) an. Als besonders geeignetes Funktionssystem zur Befragung erwies sich das urogenitale Funktionssystem, auch aufgrund seiner klinischen Relevanz.