Aktuelle Neurologie 2005; 32 - V116
DOI: 10.1055/s-2005-866690

Entwicklung der neuropsychologischen Defizite und Veränderung des regionalen Glukosemetabolimus (rCMRGlc) im Verlauf der Huntington-Krankheit

T Mayer 1, C Pohl 1, T Theml 1, B Heldmann 1, T Jahn 1, A Drzezga 1, A Weindl 1
  • 1München

Einleitung: Die Huntington-Krankheit ist eine autosomal dominante, progrediente neurodegenerative Erkrankung gekennzeichnet durch choreatische Hyperkinesen, kognitive Defizite und affektive Störungen. Ziel dieser Untersuchung ist es, die Entwicklung der neuropsychologischen Defizite und die damit verbundene Veränderung des regionalen Glukosemetabolismus im Krankheitsverlauf aufzuzeigen.

Methodik: 20 rechtshändige, molekulargenetisch gesicherte Huntington Patienten mit einem CGI zwischen 1 und 5 (durchschnittlich 3,6) wurden klinisch (HDRS, SKAUB, ADL) und neuropsychologisch mithilfe der CERAD-Testbatterie, einer Frontalhirntestbatterie bestehend aus FAS- und Supermarkttest, Farbe-Wort-Interferenztest, Modified-Card-Sorting-Test und Tower of Hanoi und den beiden Intelligenztests, Analogienaufgabe des IST-70 und Mehrfachwahl-Wort-Schatz-Intelligenztest, untersucht. Zeitnah wurde eine FDG-PET-Untersuchung durchgeführt. Die neuropsychologischen Testergebnisse wurden mit den klinischen Parametern und den FDG-PET-Daten korreliert, außerdem wurden Gruppenanalysen der FDG-PET-Daten von HK-Patienten mit kurzer Krankheitsdauer und nahezu normalem FAS-Test (4 HK-Pat. gegen 10 Kontrollpersonen – A) bzw. mit länger bestehender Krankheit und pathologischem FAS-Test im späten Stadium (10 Huntington Pat. gegen 10 altersgematchte Kontrollpersonen – B) erstellt.

Ergebnisse: Von den eingesetzten neuropsychologischen Tests sind der FAS-Test und der Supermarkttest die signifikantesten Untersuchungsverfahren. Der einzige Test, der mit der Krankheitsdauer korreliert, ist der FAS-Test (r=-0,57, p=0,011). Gruppenanalyse A zeigt einen Hypometabolismus im Striatum (l > r), Thalamus, dorsolateralen präfrontalen Kortex (l > r), Gyrus temp. sup., Gyrus rectus (l > r) und parahippocampalis (r > l). Bei Gruppenanalyse B findet sich eine Zunahme des Hypometabolismus im Striatum, dorsolateralen präfrontalen Kortex und Gyrus temp. sup.; im Thalamus, Gyrus rectus und parahippocampalis lässt sich kein Hypometabolismus mehr nachweisen (zusätzlich Hypometabolismus im BA 40 l > r). Wäh-rend bei A im Bereich der Kleinhirntonsillen und des okzipitalen Kortex ein Hypermetabolismus zu finden ist, zeigt B in diesen Regionen einen weitgehend normalen Stoffwechsel.

Zusammenfassung: Die Wortfüssigkeit, insbesondere die Wortgenerierung, ist bei Huntington-Pat. früh im Krankheitsverlauf beeinträchtigt und ist als Screeningverfahren für die beginnende kognitive Beeinträchtigung geeignet. Hervorzuheben ist, dass neben dem zunehmenden Hypometabolismus, v.a. striatal und präfrontal, es im frühen Stadium zu einem wahrscheinlich kompensatorischen Hypermetabolismus cerebellär und okzipital kommt. Warum sich der parahippocampale Stoffwechsel, zunächst hypometabol, im weiteren Verlauf normalisiert, ist zur Zeit schwer interpretierbar.