Aktuelle Neurologie 2005; 32 - V148
DOI: 10.1055/s-2005-866700

In-vivo-Untersuchung des dopaminergen und cholinergen Systems bei Parkinson-assoziierter Demenz

R Hilker 1, A Thomas 1, JC Klein 1, S Weisenbach 1, E Kalbe 1, L Burghaus 1, AH Jacobs 1, K Herholz 1, WD Heiss 1
  • 1Köln

Hintergrund: Eine demenzielle Entwicklung findet sich in etwa 40% aller Patienten mit Morbus Parkinson. Die pathophysiologisch relevanten Neurotransmitter der Parkinson-assoziierten Demenz sind bisher nicht ausreichend in in vivo charakterisiert.

Methode: Wir führten eine kombinierte PET-Studie mit 18-Fluorodopa (FDOPA) und 11C-N-methyl-4-piperidyl-acetat (MP4A) an 17 Parkinson-Patienten ohne Demenz (PD), 10 Patienten mit Demenz (PD-D) sowie an 30 gesunden Kontrollen durch. FDOPA markiert die präsynaptische Decarboxylase-Aktivität in dopaminergen Neuronen, während MP4A als Substrat der Cholinesterase die zerebrale cholinerge Funktion darstellt. Die PET-Datenanalyse erfolgte Regionen-basiert sowie mittels Statistical Parametric Mapping (SPM99).

Ergebnisse: Die striatale FDOPA-Aufnahme war in beiden Patientengruppen signifikant gegenüber Kontrollen vermindert, während die kortikale FDOPA-Bindung in beiden Gruppen unauffällig war. Das FDOPA-PET zeigte insgesamt keine signifikanten Unterschiede zwischen den Patienten mit PD- und PD-D. Die globale kortikale MP4A-Aufnahme war in beiden Patientengruppen signifikant gegenüber Kontrollen vermindert, bei PD-Patienten leichtgradig (10.7%) und bei PD-D deutlich (29.7%). PD-D Patienten zeigten im Vergleich zu nichtdementen Patienten signifikant ausgeprägtere cholinerge Defizite linksseitig im Temporallappen (BA 22) sowie im posterioren Cingulum (BA 31). Areale mit signifikanter Kovarianz der striatalen FDOPA- und der kortikalen MP4A-Bindung fanden sich insbesondere in der PD-D-Gruppe in temporalen und parietalen Assoziationskortizes.

Schlussfolgerungen: Diese PET-Daten belegen ein signifikant ausgeprägteres cholinerges Defizit bei dementen Parkinson-Patienten. Allerdings ist auch bei PD-Patienten mit erhaltenen kognitiven Funktionen ein leichtgradiges cholinerges Defizit zu erkennen, was auf eine frühe subklinische Beteiligung des cholinergen Systems im Verlauf der Parkinson-Erkrankung hindeutet. Dagegen zeigten sich bei dementen PD-Patienten keine zusätzlichen striatalen und extrastriatalen Defizite im dopaminergen System. Die Kohärenz von striatal-dopaminergen und kortikal-cholinergen Reduktionen der PET-Ligandenbindung deutet auf eine ausgedehnte Neuropathologie bei PD-D hin, welche Hirnstamm und Kortex betrifft.