Aktuelle Neurologie 2005; 32 - V149
DOI: 10.1055/s-2005-866701

Wahrnehmung emotionaler Sprache beim Morbus Parkinson – Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung

C Shröder 1, J Möbes 1, F Szymanowski 1, M Schütze 1, T Peschel 1, C Schrader 1, W Nager 1, R Dengler 1
  • 1Hannover

Hintergrund: Wenngleich in den klinischen Mittelpunkt der Beschwerden beim M. Parkinson meist die motorischen Störungen mit Rigor, Tremor, Akinese gestellt werde, finden sich in der Literatur zunehmend Hinweise dafür, dass beim M. Parkinson zudem Defizite in der Verarbeitung emotionaler Reize bestehen. Studien, gestützt auf die Erhebung von Verhaltensdaten, sprechen für eine gestörte Wahrnehmung und Expression von bspw. emotionalen Gesichtsausdrücken aber auch emotional gefärbter Sprache (1, 2). Gerade die Fähigkeit emotional gefärbte Sprache richtig einzuordnen, nimmt im alltäglichen sozialen Umfeld einen wichtigen Stellenwert ein.

Zielsetzung: Ziel unserer Untersuchung ist es mithilfe der Erhebung von Verhaltensdaten, der Ableitung ereigniskorrelierter Potenziale (EKP) und der funktionellen Bildgebung (fMRI) der Frage nachzugehen, ob die Wahrnehmung emotional gefärbter Sprache bei M. Parkinson beeinträchtigt ist. Zudem soll die Ableitung der EKP Aufschluss über den zeitlichen Ablauf, die funktionelle Bildgebung über beteiligte neuronale Netzwerke der Verarbeitung emotionaler Sprache geben.

Methoden: In einem so genannten „Oddball-Paradigma“ wird die Rezeption affektiver vokaler Stimuli bei Parkinson-Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden mithilfe von EKP und fMRI untersucht. Über Kopfhörer wird den Probanden in pseudorandomisierter Reihenfolge das Wort „Anna“ in neutraler (p=0,75) bzw. freudiger (p=0,15) oder trauriger (p=0,15) Prosodie präsentiert. Die Aufgabe der Probanden ist es, das jeweilige Wort nach seiner emotionalen Färbung zu klassifizieren. Die Parkinson-Patienten werden entsprechend der klinischen Skalen nach Hoehn und Yahr und dem Unified Parkinson's Disease Rating Scale (UPDRS) klassifiziert. Weitere Tests wurden mit dem Ziel, Probanden mit einer dementiellen bzw. einer depressiven Erkrankung von der Studie auszuschließen, durchgeführt (Mini-Mental-State, Beck-Depression Inventar).

Ergebnisse: Sowohl die Verhaltensdaten als auch die Ergebnisse der ereigniskorrelierten Potenziale geben Hinweis auf eine gestörte Verarbeitung emotional gefärbter Worte bei Parkinson-Patienten. Die Ergebnisse der funktionellen Bildgebung werden vor dem Hintergrund der an der Wahrnehmung emotionaler Sprache beteiligten neuronalen Netzwerke diskutiert.