Aktuelle Neurologie 2005; 32 - M16
DOI: 10.1055/s-2005-919180

Molekularbiologie, Klinik und Pathologie von Mutationen im Parkin-Gen

N Kock 1
  • 1Lübeck

Wir beschreiben die klinischen, genetischen und neuropathologischen Befunde eines über sieben Generationen dokumentierten Stammbaums aus Südtirol mit 196 Familienmitgliedern, von denen 25 ein L-Dopa-responsives Parkinsonsyndrom zeigten. Zehn weitere Personen boten einen Tremor der oberen Extremitäten. Genetisches Testen ergab zwei unterschiedliche Parkin-Mutationen, delEx7 und/oder del1072T bei insgesamt 77 Personen. Alle fünf Patienten mit einer Kombination beider Mutationen („compound“-heteroyzgot) zeigten das Vollbild eines klinisch typischen M. Parkinson. Die Autopsie- und immunhistochemischen Untersuchungen eines kürzlich verstorbenen Patienten ergaben Neuronenverlust und Lewy-Körper in der Substantia nigra und im Locus coeruleus. Unter den 72 heterozygoten Mutationsträgern hatten acht (11%) ein Parkinsonsyndrom und drei (3%) einen Tremor. Die Ergebnisse einer Überlebensanalyse zeigten einen signifikanten Unterschied in der Verteilung des Erkrankungsalters von Parkinsonismus bei Patienten mit „compound“-heterozygoten Mutationen im Vergleich zu denen mit heterozygoten und denen ohne Mutationen. Es ergab sich jedoch keine signifikante Differenz in der Verteilung des Erkrankungsalters zwischen den letzteren beiden Gruppen. Dieser bisher größte beschriebene Stammbaum mit Parkin-Mutationen bietet eine einzigartige Gelegenheit zu prospektiven Untersuchungen der Rolle von heterozygoten Parkin-Mutationen. In Anbetracht des späten Erkrankungsalters der meisten Patienten und des Vorhandenseins von Lewy-Körpern kann das Parkinsonsyndrom in dieser Familie auch als ausgezeichnetes Modell für den idiopathischen M. Parkinson dienen.