Aktuelle Neurologie 2005; 32 - M20
DOI: 10.1055/s-2005-919184

Funktionelle Reorganisation des motorischen Systems bei asymptomatischen Trägern einer Mutation im Parkin-Gen

H Siebner 1
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PET-Voruntersuchungen haben gezeigt, dass asymptomatische Träger einer heterozygoten Parkin-Mutation eine latente nigrostriatale Dysfunktion aufweisen. In dieser Studie gingen wir der Frage nach, ob klinisch unauffällige heterozygote Mutationsträger bereits Veränderungen im motorischen Aktivierungsmuster aufweisen, wie sie bei Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom (iPS) angetroffen warden können. Hierzu wurden 13 asymptomatische Träger einer einfach-heterozygoten Mutation im Parkin-Gen und 13 altersentsprechende gesunde Kontrollpersonen ohne Parkin-Mutation mit der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht. Patienten mit iPS zeigen insb. bei der Ausführung selbstgewählter Bewegungen ein abnormales frontales Aktivierungsmuster. Während der fMRT führten die Versuchsteilnehmer zwei Daumen-Finger-Oppositionsaufgaben mit der rechten dominanten Hand aus, die sich lediglich hinsichtlich der Bewegungsauswahl unterschieden. Die regionale Aktivität im motorischen System während der Ausführung extern vorgegebener Fingerbewegungen wurde mit der Aktivität während selbst gewählter Fingerbewegungen verglichen. Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten asymptomatische Mutationsträger eine vermehrte Aktivierung des rostralen zingulären motorischen Areals sowie des linken lateralen prämotorischen Kortex. Diese Überaktivierung war aber nur dann nachweisbar, wenn die Bewegungen selbst ausgewählt werden musste. Lokalisation und Kontextabhängigkeit der kortikalen Überaktivität decken sich gut mit früheren bildgebenden Untersuchungen an Patienten mit iPS. Die frontale Überaktivität während selbsgewählter Bewegungen deuten wir im Sinne einer adaptiven Reorganisation des motorischen Systems, welche die subklinische nigrostriatale Dysfunktion kompensiert.