Aktuelle Neurologie 2005; 32 - M35
DOI: 10.1055/s-2005-919199

Molekulare Grundlagen idiopathischer generalisierter Epilepsien

A.H Heils 1
  • 1Bonn

Idiopathische generalisierte Epilepsien (IGE) gehören zu den häufigen neurologischen Erkrankungen und betreffen cirka 0,5 Prozent der Bevölkerung. Genetische Faktoren spielen eine wesentliche Rolle in der Ätiologie von IGE. Bislang sind jedoch nur wenige Gene bekannt, welche im Falle des Vorliegens von Sequenzvariationen zur Erkrankungsmanifestation führen. Die kürzliche Identifikation von Mutationen in einem Chloridkanal und zwei Untereinheiten zentralnervöser GABA(A)-Rezeptoren deutet auf eine wesentliche Rolle genetisch determinierter Hemmung GABAerger Inhibition hin. Nach kurzer Zusammenfassung dieser Befunde werden aktuelle Ergebnisse der eigenen Forschungsgruppe dargestellt. Hierbei handelt es sich um den Nachweis und die Chrakterisierung einer spontanen Mutation in der Alpha1-Untereinheit des GABA(A)- Rezeptors bei einem Patienten mit einer kindlichen Absence-Epilepsie (CAE). Des weiteren ist es gelungen, innerhalb einer Familie, in der Betroffenene ausschließlich unter einer CAE leiden, eine Mutation in einem Calciumkanal vom P/Q-Typ nachzuweisen und den entsprechenden Pathomechanismus aufzuklären. Bisherige Mutationen in diesem Ionenkanal wurden bislang nur in Kombination mit familiärer hemiplegischer Migräne, spino-cerebellärer Ataxie und episodischer Ataxie beobachtet. Dies ist möglicherweise auf andere Pathomechanismen zurückzuführen, als in der von uns beschriebenen Familie, welche die erste ist, in der ausschließlich ein Epilepsiesyndrom vorliegt.

Zusammenfassend ergeben sich zunehmend Hinweise darauf, dass über die in verschiedenen Ionenkanälen nachweisbaren Mutationen vermittelte Hemmung präsynaptischer Inhibition eine wesentliche Rolle in der Ätiologie unterschiedlicher IGE Syndrome spielt.