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DOI: 10.1055/s-2005-919222
Wie stark ist der Alterseffekt auf den Rehabilitationserfolg nach Schlaganfall?
Fragestellung: Der Erfolg der Schlaganfallrehabilitation im höheren Alter wird oft unterschätzt. Nach aktuellen Daten der Schlaganfalldatenbank Hessen wurden nur 13,5% der Patienten >85 Jahre mit Hirninfarkt in eine stationäre Rehabilitation übergeleitet (bei Patienten zwischen 60–69 Jahren lag die Rate bei 30,5%). Häufig werden geringere Erfolgsaussichten als Grund genannt. Anhand der vorliegenden Daten soll untersucht werden, welchen Einfluss das Alter auf den Rehabilitationserfolg hat.
Methoden und Ergebnisse: Zwischen 1999 und 2003 gingen 14884 Patienten, die in einer neurologischen Reha-Klinik behandelt wurden und nicht verstarben, in die Datenbank der GQH ein (Altersverteilung in Jahren: <55: 13,7%, 56–65: 20,4%, 66–75: 32,1%, 76–85: 28,5%, >85: 5,2%). Die Behinderung (ADL) bei Aufnahme verteilte sich wie folgt: Barthel-Index (BI) <30: 28,3%, BI 30–70: 30,8%, BI >70: 40,9%. Die Verweildauer betrug im Mittel 41 Tage (Median 34). Insgesamt konnte ein BI-Verbesserung von 0,47 (Median 0,31) pro Tag festgestellt werden. Diese nahm mit steigendem Alter signifikant von 0,34 (95% Konfidenzintervall (CI) [0,32;0,37]) bei Patienten <55 bis auf 0,73 [0,62;0,84] in der Altersgruppe von >85 zu. Stratifiziert man nach den Barthel-Gruppen bei Aufnahme, so lag die Verbesserung pro Tag bei durchschnittlich 0,59 [0,56;0,62] für die Gruppe BI<30, 0,79 [0,76;0,82] für die Gruppe BI 30–70 sowie 0,15 [0,12;0,19] für BI >70 bei Aufnahme. Betrachtet man nun die einzelnen Altersgruppen in den Kollektiven BI <30 und BI 30–70, so sind keine signifikanten Unterschiede zu sehen. Bei der BI-Gruppe >70 gibt es einen kontinuierlichen signifikanten Anstieg von 0,09 [0,08;0,11] in der Altersgruppe <55 bis 0,36 [0,28;0,44] in der Altersgruppe >85.
Diskussion und Schlussfolgerungen: Die Daten der hessischen Schlaganfallbank ergaben, dass ein höheres Alter der behandelten Patienten keinen negativen Einfluss auf den Reha-Erfolg (gemessen in täglicher Barthel-Verbesserung) hatte. Die geringeren Barthel-Verbesserungen in dem Kollektiv mit BI bei Aufnahme >70 können mit dem Deckeneffekt dieser Skala erklärt werden. Inwieweit das Ergebnis die Folge einer Selektion von Patienten mit geringeren Risiken bei Patienten im höheren Alter der einweisenden bzw. aufnehmenden Abteilungen war, oder das Rehapotential bei dieser Patientengruppe insgesamt unterschätzt wurde, bleibt noch zu untersuchen.