Aktuelle Neurologie 2005; 32 - M97
DOI: 10.1055/s-2005-919223

6-Monats-Follow-Up nach Schlaganfall. Ergebnisse der hessischen Schlaganfalldatenbank

G.M von Reutern 1, A Ferbert 1, I.H Suenkeler 1
  • 1Für die Arbeitsgruppe Schlaganfall in Hessen (ASH

Fragestellung: Mit der Einrichtung von 8 Stroke Units (SU) in Hessen wurde zusätzlich zur Qualitätssicherung (QS) im Bereich der Akut- und Reha-Behandlung die Durchführung eines Follow-Up (FU) mit den Kostenträgern vereinbart, um so unabhängige Informationen zum Langzeit-Behandlungsergebnis bzw. dem Verlauf und der verbleibenden Behinderung nach SU-, ggf. auch zusätzlicher Reha-Behandlung zu erhalten. Das 6-Monate-Intervall nach Ereignis wurde gewählt, um den Anteil der noch in der stationären Behandlung befindlichen Patienten (Pat.) möglichst gering zu halten. Im wesentlichen wurden die Fragen einem FU des „riks stroke project“ in Schweden angeglichen, um einen Systemvergleich zu erlauben.

Methoden und Ergebnisse: Von den teilnehmenden Kliniken wurde 6 Monate nach Ereignis einfragebogen an die Pat. (Pat.) verschickt und, wenn keine Antwort erfolgte, diese telefonisch kontaktiert. Die Fragen betrafen: die Wohn-/Familiensituation, Selbständigkeit sowie Folgeerkrankungen nach Schlaganfall. Die Responderrate lag bei 65% (Klinikrange: 13%-93%). 16017 Datensätze aus den Jahren 1999–2003 wurden ausgewertet (Altersdurchschnitt 69 Jahre, SD 12; 44% Frauen). Die Gesamtsterblichkeit nach 6 Monaten lag bei 16%; 4% starben bereits im erstversorgenden Krankenhaus, 12% zwischen Entlassung und Beobachtungsende. Im „riks stroke project“ (Responder-Rate 78%) betrug die 3-Monats-Sterblichkeit 16% (mittleres Alter 75 Jahre). In Hessen lebten nach 6 Monaten 61% zu Hause ohne fremde Hilfe, 31% zu Hause mithilfe. (riks stroke: 43% / 14%). 18% der Pat. benötigten nach dem Untersuchungszeitraum noch Hilfe bei der Toilettenbenutzung, 27% Hilfe beim Anziehen. Erwartungsgemäß korrelierte die Hilfsbedürftigkeit nach 6 Monaten mit dem Behinderungsgrad (mRS) bei Entlassung aus der Akutbehandlung, dem Alter und der Wohnform vor der Erkrankung. 6 Monate nach Schlaganfall werden 5% der Pat. im Pflegeheim versorgt. Die Re-Infarktrate mit erneuter stationärer Behandlung betrug 3%. Einen Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung hatten inzwischen 27% der Pat. gestellt.

Schlussfolgerung: Es handelt sich um deskriptive Ergebnisse eines QS-Projektes. Klinikvergleiche und Vergleiche mit anderen Datenbanken erfordern Adjustierung für Schweregrad und zahlreiche soziodemographische Daten. Nach den bisher nur eingeschränkt verwertbaren Ergebnissen ist ein Unterschied der Erfolge nach Behandlung in SU in Hessen gegenüber Schweden nicht zu erkennen.